"In the valley of Elah" von Paul Haggis

Der ehemalige Soldat (Tommy Lee Jones) hat alles in seinem Leben im Griff: Der bibeltreue Pensionär lebt als mustergültiger Vorstadtamerikaner mit seiner Frau (Susan Sharandon) in einem gepflegten Haus mit eigenem Fahnenmast für die Nationalflagge. Sein wohlgeordnetes Leben gerät allerdings abrupt ausser Kontrolle, als er erfährt, dass sein Sohn kurz nach dessen Rückkehr aus dem Irakkrieg in einem Militärcamp unter ungeklärten Umständen verschwunden ist.

Der Vater macht sich entschlossen auf die Suche nach dem verlorenen Sohn, den er aber nur noch als verkohlte Leiche wiederfindet. Während der anschliessenden akribischen Spurensuche nach den Ursachen für den gewaltsamen Tod des Sohnes gerät der Vater immer tiefer in ein Gestrüpp aus Lügen und militärischer Vertuschungsstrategie. Er muss sich letztlich auch der eigenen Schuld stellen und sich mit der Frage auseinandersetzen, wer sein Sohn wirklich war bzw. zu wem er durch den Kriegseinsatz geworden ist.

Als Gegenpart zur Männerwelt zwischen Militärcamp, Pussyclub und Chickenburgern fungiert im Film die alleinerziehende Polizistin (Charlie Theron), die jeden Tag gegen ihre mobbenden Kollegen und ignoranten Vorgesetzten kämpfen muss und für den Vater zu einer Verbündeten auf seiner Spurensuche wird. Auch wenn deren selbstloses Engagement für die gute Sache stellenweise etwas zu plakativ ausfällt, hebt sich diese Frauenrolle insgesamt durch ihre Konsequenz und Unerschrockenheit wohltuend vom sonst Üblichen ab.

"In the valley of Elah" ist keine tiefgründige Reflexion über das für und wider des Irakkrieges. Dafür gelingt es dem Film aber mit den Mitteln des Mainstreamkinos, in bewegender Weise den Mechanismen nachzuspüren, die aus ganz normalen Söhnen aus gutem Hause unter den Bedingungen von Militaer und Krieg in kürzester Zeit abstossende Monster machen können. Gefilmt in langsamen Bildern und mit viel Zeit für die innere Entwicklung der einzelen Figuren erzählt Haggis eine Geschichte, die zu Tränen rührt und gleichzeitig unbequeme Fragen aufwirft.

Kommentare ( 3 )

da bin ich neidisch, dass du den schon gesehen hast. Haggis ist große Klasse und sein Werk von L. A. Crash über Ivo Jima bis hier hin finde ich beachtlich. Bin sehr gespannt. Die Rezension klingt für mich vielversprechend, auch wenn die schiere Zahl an Anti-Irak Filmen langsam überhand nimmt. Ist etwas spät, dass die Arschgeigen in Hollywood erkennen, dass das Volk bereit ist für solche Filme. Aber besser spät als nie...

ja...die anhäufung von anti iraks filmen hat auch mich skeptisch gemacht. kein festival ohne einen anti irak film. andererseits ist dieser krieg momentan und auch wohl zukünftig in seinen auswirkungen auf politische handlungsmuster einer ganze masse von gesellschaften "konkurrenzlos". Der Film bietet da eine gute Variante für die US-amerikanische Gesellschaft mit dem Alptraum umzugehen, ohne sich dabei selbst zu verleugnen. Nur so sind "sie" wahrscheinlich letztlich auch zu kriegen.

Susan Vahabzadeh hat in der SZ die große Depression amerikanischer Männer entdeckt, die durch Irak Krieg und gesellschaftliche Verhältnisse gebeutelt im Kino im Moment zu sehen sind. Ist vielleicht eine Art Gruppentherapie. Das muss raus, damit man die Frustration, die Traurigkeit und Hilflosigkeit gegenüber Bush&Co aus dem System kriegt. Und damit auch noch Geld verdient - natürlich.

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Titel

Orignaltitel

In the Valley of Elah

Credits

Regisseur

Paul Haggis

Schauspieler

James Franco

Tommy Lee Jones

Susan Sarandon

Charlize Theron

Jonathan Tucker

Drehbuch

Kamera

Roger Deakins

Schnitt

Jo Francis

Musik

Mark Isham

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2000

Dauer

124 min.

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