Wettbewerb

MACONDO von Sudabeh Mortezai

Macondo_klein.jpg

Ramasan (Ramasan Minkailov) ist elf Jahre alt. Vor sechs Jahren ist er mit seiner Mutter Aminat (Kheda Kazieva) und seinen beiden kleinen Schwestern aus Tschetschenien geflohen. Jetzt lebt er mit ihnen in einer Wohnanlage am Rand von Wien mit anderen Flüchtlingsfamilien. Ramasans Vater ist im Tschetschenienkrieg ums Leben gekommen. Fotos von ihm hängen wie in einer Art kleinem Schrein in der Wohnung der Familie, zusammen mit einem verzierten Krummsäbel. Dann taucht Isa (Aslan Elbiev) auf. Ein Freund des Vaters, der mit ihm im Krieg gekämpft hat. Bei sich hat er eine Uhr, die Ramasans Vater gehörte und ein Familienfoto.

Mehr: " MACONDO von Sudabeh Mortezai " »

Die Bären-Prognose und die Problem-Bären-Vergabe

Alle Jahre wieder fragen wir uns, wem WIR, wären wir die Jury, die Bären in die Hand drücken wollen würden.

Hier meine Bären-Wunsch-Auswahl (inklusive der Vergabe einiger Problem-Bären):

Mehr: " Die Bären-Prognose und die Problem-Bären-Vergabe " »

CHIISAI OUCHI (The Little House) von Yoji Yamada

Little%20House%2020147010_2.JPG

Yoji Yamada, japanischer Regisseur Jahrgang 1931, ist ein Meister der leisen Töne. In seinem Wettbewerbs-Beitrag CHIISAI OUCHI (The Little House) zeigt er einmal mehr, wie man eine Geschichte großer Gefühle mit kleinen Gesten erzählen kann. Leider verliert er sich diesmal allzu sehr in einer betont harmlosen und beschwichtigenden Erzählweise – und nimmt dem Film damit die in ihm steckende Brisanz. Was bleibt, ist eine Geschichte, die eigentlich höchst erwachsene Themen verhandelt, sich aber so gibt, als müsse sie für ein Kind erzählt werden.

Mehr: " CHIISAI OUCHI (The Little House) von Yoji Yamada " »

WU REN QU (No Man’s Land) von Ning Hao

No_Mans_Land_klein.jpg

Staubige Straßen in der Wüste, wüste Gesellen mit dreckigen Visagen und klobige Knarren Marke Eigenbau: Ning Haos NO MAN’S LAND hat den Look und Feel eines Westerns mit chinesischem Flair. Ästhetisch bewegt er sich zwischen Sergio Leone und MadMax, er überzeugt durch seine Stilsicherheit und ein stringentes Erzähltempo, das einen bei der Stange hält. Nebenbei – wie es sich für einen Western gehört – werden hier Fragen von Gut und Böse, von Schuld und Sühne verhandelt. Über allem schwebt das Primat der Gier, der alle Figuren verpflichtet sind.

Mehr: " WU REN QU (No Man’s Land) von Ning Hao " »

BOYHOOD von Richard Linklater

boyhood_klein.jpg

von Tiziana Zugaro und Steffen Wagner

BOYHOOD von Richard Linklater ist ein einzigartiger Versuch: Die Langzeitbeobachtung einer Familie. Nicht als Dokumentation, das hat es schon öfter gegeben, sondern als Spielfilm. Im Zentrum steht der sechsjährige Mason (Ellar Coltrane). Mit seiner Mutter Olivia (Patricia Arquette) und seiner Schwester Sam (Lorelei Linklater) lebt er in einer Kleinstadt in Texas. Wir lernen Mason als verträumten Jungen kennen, der von seiner älteren Schwester bevormundet wird, sich aber, wenn es sein muss, gut wehren kann. Die Mutter hat sich schon vor längerer Zeit vom Vater Mason sr. (Ethan Hawke) getrennt. Linklater hat den Film über einen Zeitraum von zwölf Jahren mit seinem festen Schauspielerensemble gedreht. Mason und Sam wachsen also auf der Leinwand auf. Die dabei notwendigen Zeitsprünge inszeniert Linklater so geschickt, dass sie nicht als Brüche wahrnehmbar sind. Es entsteht ein Handlungsstrom, der uns über 164 Minuten nicht mehr loslässt.


Mehr: " BOYHOOD von Richard Linklater " »

BAI RI YAN HUO (Black Coal, Thin Ice) von Diao Yinan

Black%20Coal%2020143347_7.JPG

Eine klassische Cop-Story im verschneiten Nordchina: In Kohlehaufen versteckte Leichenteile lassen die Polizei fieberhaft nach einem grausamen Mörder fahnden. Als ein Verdächtiger gefunden ist und dingfest gemacht werden soll, geht die Verhaftung furchtbar schief. Zwei Polizisten sterben dabei, ein dritter wird schwer verletzt. Fünf Jahre später geschehen plötzlich wieder ähnliche Morde, und der inzwischen suspendierte Polizist ermittelt auf eigene Faust. Die Spur führt ihn in einen Waschsalon und zu einer schweigsamen Schönen, die bereits in den ersten Mordfall verwickelt war.

Mehr: " BAI RI YAN HUO (Black Coal, Thin Ice) von Diao Yinan " »

ALOFT von Claudia Llosa

Aloft_klein.jpg

In ALOFT beginnt die Regisseurin Claudia Llosa, eine originelle Geschichte zu erzählen: Im Zentrum stehen der Wunsch nach Heilung und die Verzweiflung von unheilbar Kranken, die auf eine letzte Chance hoffen. Diese Chance verspricht ein „Architekt“ genannter Mann, der aus natürlichen Baumaterialen Kunstwerke schafft, die vermeintlich heilsame Fähigkeiten haben. Wenn die Geschichte zu Ende ist, versucht der entgeisterte Zuschauer, die Reste des ekelhaften Esoterikbreis, den Llosa angerührt hat, vom Teller zu kratzen und möglichst umweltgerecht zu entsorgen. Dieser Film ist unangenehm klebrig und liegt schwer im Magen.

Mehr: " ALOFT von Claudia Llosa " »

LA TERCERA ORILLA (The Third Side of the River) von Celina Murga

La_tercera_orilla_03_article.jpg

Einem Teenager, der wie auf Valium wirkt, anderthalb Stunden lang dabei zuzuschauen, wie er durch die Gegend schlufft, ist eine echte Anfechtung. Leider verdonnert Celina Murgas Wettbewerbsfilm LA TERCERA ORILLA die Zuschauer genau dazu. Dabei ist die Geschichte eigentlich ganz spannend: Ein Arzt aus einer argentinischen Kleinstadt führt ein Doppelleben mit zwei Frauen und zwei Familien, wobei beide Familien voneinander wissen, die Kinder sogar viel gemeinsame Zeit miteinander verbringen. Als der Doppel-Patriarch seinen ältesten Sohn immer stärker dazu drängt, seine Rolle als „zweiter Mann in der Familie“ zu übernehmen, spielt dieser zunächst recht willenlos mit, rebelliert dann aber völlig unerwartet und radikal.

Mehr: " LA TERCERA ORILLA (The Third Side of the River) von Celina Murga " »

ZWISCHEN WELTEN (Inbetween Worlds) von Feo Aladag

Zwischen_Welten1_klein.jpg

Dass die Wahrheit das erste Opfer des Krieges ist, ist ein Klischee. Ein Klischee muss ja nicht falsch sein. In Deutschland üben sich Politiker, Journalisten und die so angenehm anonyme Öffentlichkeit in Zeiten des Krieges gerne im Verschweigen und Beschönigen. Da hat es die Wahrheit auf jeden Fall nicht leicht. Das Wort Krieg zu Beispiel nehmen sie gar nicht gerne in den Mund, wenn sie darüber sprechen, was die Bundeswehr in Afghanistan tut oder, um einmal etwas genauer zu werden, was die 2.906 Männer und 202 Frauen tun, die momentan das deutsche Kontingent der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan und Usbekistan stellen. ZWISCHEN WELTEN zeigt den Alltag deutscher und afghanischer Soldaten – im Film treten nur Soldaten auf – die an einem Außenposten ein afghanisches Dorf vor den Taliban schützen sollen. Im Mittelpunkt stehen der deutsche Hauptmann Jesper (Ronald Zehrfeld) der afghanische Kommandant Haroon (Abdul Salam Yosofzai) und der junge afghanische Übersetzer Tarik (Mohsin Ahmady) und seine Schwester Nala (Saida Barmaki).

Mehr: " ZWISCHEN WELTEN (Inbetween Worlds) von Feo Aladag " »

TO MIKRO PSARI (Stratos) von Yannis Economides

Stratos%2020142517_2.JPG

Melancholie, Dein Name ist Auftragskiller. Was haben wir im Kino nicht schon für traurige Berufsmörder bei ihrer Arbeit beobachten dürfen! Aber sicher war keiner so absolut fertig mit der Welt wie Stratos, der Grieche. Das Gesicht verhärmt, die Augen tiefschwarz und unendlich müde, der Gang trotz allem aufrecht. In jungen Jahren muss er ein echter Berserker gewesen sein. Nach einer langen Zeit im Gefängnis verrichtet er sein blutiges Handwerk inzwischen präzise, ohne Schnickschnack und Emotionen. Bumm, und aus. Nachts arbeitet Stratos zur Tarnung in einer Bäckerei, den Rest seiner Zeit verbringt er in einer trostlosen kleinen Neubauwohnung oder in einem nicht minder trostlosen Mini-Park in seiner Nachbarschaft. Je weiter der Regisseur Yannis Economides seine Geschichte entwickelt, desto klarer wird: Die einzige moralische Instanz in diesem Film ist ausgerechnet der Mörder.

Mehr: " TO MIKRO PSARI (Stratos) von Yannis Economides " »

PRAIA DO FUTURO von Karim Ainouz

Praia%2020142433_2.JPG

Rettungsschwimmer rettet Mann. Zweiter Mann ertrinkt. Rettungsschwimmer verliebt sich in Überlebenden und folgt ihm von Brasilien ins kalte Berlin. Der Brasilianer Karim Ainouz lässt sich in PRAIA DO FUTURO sehr viel Zeit, um seine Geschichte zu erzählen. Er charakterisiert seine Figuren fast nebenbei, achtet auf Stimmungen und sinnliche Eindrücke, und er hat Mut zu Auslassungen. Das gibt dem Film einen ganz eigenen, ruhigen Drive, und eine besondere Atmosphäre. Trotzdem fragt man sich, ob dieser Wettbewerbsfilm nicht besser im Panorama aufgehoben gewesen wäre. Denn für einen potentiellen Bären-Kandidaten fehlt es ihm ganz klar an Relevanz.

Mehr: " PRAIA DO FUTURO von Karim Ainouz " »

TUI NA (Blind Massage) von Lou Ye

blind-massage-tui-na-berlin-film-festival.jpg

Das Geschirr klappert besonders laut, Türen schließen mit einem gut hörbaren Klacken und jeder Schritt über den Fußboden hat einen deutlich vernehmbaren Nachhall: In TUI NA (Blind Massage) von Lou Ye muss das Ohr ausgleichen, was das Auge nicht sieht. Denn der Film des chinesischen Regisseurs spielt in einem Massagesalon in Nanjing, in dem fast ausschließlich blinde Menschen arbeiten. Statt daraus eine dramatische Geschichte zu entspinnen, legt Lou den Fokus darauf, das Miteinander und den Alltag dieser Männer und Frauen zu vermitteln. Die verstärkte Tonspur ist ein Versuch, die Wahrnehmung der Protagonisten sinnlich erfahrbar zu machen. An anderen Stellen setzt er dafür stark verschwommene Bilder oder Spiele mit Licht und Schatten ein. Leider gelingt ihm der Brückenschlag nicht wirklich. Es wird beispielsweise kaum greifbar, wie es sich für einen Blinden anfühlen mag, eine Massage zu geben, oder einem anderen Menschen das Gesicht abzutasten, um sich ein Bild von ihm machen zu können.

Mehr: " TUI NA (Blind Massage) von Lou Ye " »

KRAFTIDIOTEN (In Order of Disappearance) von Hans Petter Moland

Kraftidioten_klein.jpg

Norwegen – die Landschaft ist weiß, der Humor schwarz und ab und zu kommt noch der eine oder andere Liter rotes Blut hinzu. Mit KRAFTIDIOTEN beweist Hans Petter Moland einmal mehr, dass die Nordländer Genrekino einfach besser können. Hier die Story in einem Satz: Ein Vater rächt den Tod seines Sohnes mit einem Ein-Mann-Feldzug gegen die norwegische Drogenmafia. Aus dieser schlanken Storyline sollte man keineswegs schließen, dass der Film eindimensional ist. Weitere wichtige Themen, mit denen sich der Film auseinandersetzt, sind: gesunde Ernährung, Probleme des norwegischen Sorgerechts, Rassismus und die Vorzüge des norwegischen Wohlfahrtsstaates.

Mehr: " KRAFTIDIOTEN (In Order of Disappearance) von Hans Petter Moland " »

NYMPHOMANIAC VOLUME I von Lars von Trier

Nympho2%201024x576.jpg

Skandal, Sandal! So raunte es in Erwartung von Lars von Triers neuem Film NYMPHOMANIAC VOLUME I, weil darin jede Menge expliziter Sexszenen zu sehen sein sollten, die aus der Perspektive einer Nymphomanin geschildert werden. Vom Skandal ist nicht viel übrig geblieben. Es gibt zwar viel Sex in dem Film, dessen Director’s Cut im Wettbewerb läuft, aber besonders sinnlich oder gar verstörend ist das alles nicht. Stattdessen führt uns von Trier auf durchaus komische und unterhaltsame, aber gleichzeitig bitterböse zynische Weise vor, was passiert, wenn Sex, von Emotionen abgekoppelt, zur Sucht wird. Und vor allem: Wie hervorragend dieses Modell von Lustbefriedigung in die heutige Gesellschaft passt.

Mehr: " NYMPHOMANIAC VOLUME I von Lars von Trier " »

HISTORIA DEL MIEDO (History of Fear) von Benjamin Naishtat

historia_del_miedo_klein.jpg

Die Angst geht um in einer parkähnlichen eingezäunten Wohnanlage am Rande einer namenlosen Stadt irgendwo in Argentinien. Aber auch die Menschen, die in der Stadt wohnen, müssen mit einem ständigen Bedrohungsgefühl fertig werden. Der Sommer ist brütend heiß. Menschen verhalten sich seltsam. Vor allem – nichts funktioniert mehr so richtig: Der Lautsprecher des Hubschraubers, der zu Beginn der Films über die Stadt fliegt und die Menschen auffordert, die teils illegalen Siedlungen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu verlassen, setzt immer wieder aus. Alarmanlagen im bewachten Wohnpark fangen grundlos an zu heulen und Aufzüge bleiben immer wieder stecken. Es ist eindeutig: Hier rottet eine Gesellschaft langsam vor sich hin, alle misstrauen einander und niemand fühlt sich sicher.

Mehr: " HISTORIA DEL MIEDO (History of Fear) von Benjamin Naishtat " »

KREUZWEG von Dietrich Brüggemann

Kreuzweg_klein.jpg
Pater Weber bereitet Maria auf die Kommunion vor (Bild: Dietrich Brüggemann)

KREUZWEG ist ein Film der Strenge. Das wird schon deutlich bevor der eigentliche Film beginnt – beim Vorspann. In kleinen weißen kantigen Buchstaben taucht der Filmtitel auf dem ansonsten komplett schwarzen Hintergrund auf. Es gibt keine Musik, die Buchstaben bleiben unbewegt. Dann taucht genau so schlicht auf der Leinwand auf: „1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt“. Der Kreuzweg kann beginnen. Nach diesem Auftakt ist die Begeisterung, die Pater Weber (Florian Stetter) für seinen Kommunionsunterricht fast eine Erleichterung, seine
Worte allerdings weniger: Er klagt über „dämonische Rhythmen“ und andere Versuchungen. Er warnt vor Oberflächlichkeit, dem Wunsch anderen zu gefallen und Hochmut. Seine Botschaft an die Kinder: Mit der Kommunion werden sie zu Erwachsenen und sollen als „Soldaten Jesu“ dienen, um Gottes Wort zu verbreiten und – „mit einem Lächeln“ andere auf sündhaftes Verhalten hinzuweisen. Maria (Lea van Acken) nimmt an diesem Kommunionsunterricht mit großem Ernst teil. Nach dem Unterricht bleibt sie als Einzige sitzen und fragt den Priester, was sie tun könne, um ihr ganzes Leben Jesus zu opfern.

Mehr: " KREUZWEG von Dietrich Brüggemann " »

DIE GELIEBTEN SCHWESTERN von Dominik Graf

Schwestern%2020147812_1.JPG

Kann man eine Liebe zu dritt leben? Wo doch schon die Liebe zu zweit ganz schön kompliziert sein kann. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Trio aus Dominik Grafs DIE GELIEBTEN SCHWESTERN kriegt es nicht hin. Stattdessen kriegen sich die beiden Frauen irgendwann in Haare. Soweit, so vorhersehbar. Allerdings geht es dabei nicht um irgendeine Ménage à trois – diese hier spielt sich im Zentrum des deutschen Dichter-, Denker- und Aufklärertums ab. Zwei Schwestern, Charlotte von Lengefeld und Caroline von Beulwitz, née von Lengefeld, lieben beide den rebellischen Dichterfürsten Friedrich Schiller, und auch einander – zumindest anfangs – sehr. Sie schließen einen Pakt: Die Sanfte (Charlotte) wird Schillers Frau, die mit dem Sex Appeal (Caroline) seine zeitweilige Geliebte. Und dann geht das Drama los. Theoretisch. Denn leider ist das alles nicht wirklich dramatisch, sondern vielmehr sehr, sehr putzig. So putzig, dass es schon wieder deprimierend ist.

Mehr: " DIE GELIEBTEN SCHWESTERN von Dominik Graf " »

JACK von Edward Berger

Jack_klein.jpg
Jack und Manuel auf der Suche nach ihrer Mutter (Foto: Jens Harant)

Jack (Ivo Pietzcker) ist zehn Jahre alt. Jack ist nicht nur intelligent, sondern auch gut organisiert und vor allem beharrlich. Jack hat gar keine andere Wahl. Denn er muss etwas tun, was Kinder normalerweise nicht tun müssen: Für Struktur und Normalität im Leben sorgen. Das macht Jack übrigens nicht nur für sich selbst, sondern auch für seinen kleinen Bruder Manuel (Georg Arms), der vielleicht halb so alt ist wie er selbst. Sanna (Luise Heyer), die Mutter von Jack und Manuel ist eine circa Endzwanzigerin, die irgendwann den Faden in ihrem Leben verloren hat, wenn sie ihn denn je in der Hand hatte. Sie ist unfähig Verantwortung für sich oder gar ihre Söhne zu übernehmen und sie hat keinerlei Vorstellung davon, was ihr Verhalten für Konsequenzen hat. Seinen Vater hat Jack nie kennengelernt. Unter diesen Bedingungen versucht Jack, so etwas wie ein Familienleben für seinen Bruder und sich zu schaffen, aber die Hindernisse werden immer größer.

Mehr: " JACK von Edward Berger " »

Wettbewerb: LA VOIE DE L’ENNEMI (Two Men in Town) von Rachid Bouchareb

Two_Men_in_Town_01_article.jpg

Der Film beginnt mit einem rohen Akt der Gewalt vor einer atemberaubenden Landschaft: Ein Mann schlägt einem anderen, am Boden liegenden, mit einem großen Stein den Schädel ein. Dahinter geht die Sonne auf und taucht die Wüstenlandschaft in ein überirdisch schönes, blutrotes Licht. Langsam zieht sich die Kamera von der Brutalität zurück, zoomt weg und lässt den Blick auf der unendlichen Weite ruhen. Ein Mord, der durch seine Darstellung geradezu biblische Dimensionen anzunehmen scheint: Der Mensch, die Kreatur Gottes, die sich inmitten seiner wunderschönen Schöpfung als Tier offenbart. Tatsächlich aber erzählt Rachid Bouchareb in LA VOIE DE L’ENNEMI vom Schicksal, das von Menschen gemacht wird, und dem der Mensch nicht entrinnen kann.

Mehr: " Wettbewerb: LA VOIE DE L’ENNEMI (Two Men in Town) von Rachid Bouchareb " »

THE GRAND BUDAPEST HOTEL von Wes Anderson

Grand_Budapest_Hotel3_klein.jpg

Wes Anderson ist ein Ausstattungsfetischist. Er baut seine eigenen kleinen Welten: Alle Details sind gut überlegt und schaffen die Atmosphäre in der Wes Andersons Helden und Anti-Helden ihre absurden Abenteuer erleben. Die Welt, das ist in seinem neuen Film vor allem das Grand Budapest Hotel im schönen osteuropäischen Land Zubrowka, idyllisch in den Bergen gelegen aber leider ziemlich heruntergekommen,. Wir schreiben das Jahr 1985. Dann machen wir einen Zeitsprung nach hinten ins Jahr 1932 und gehen mit dem Concierge Monsieur Gustave H. (Ralph Fiennes) und dem frisch eingestellten Hotelpagen Zero Moustafa (Tony Revolori) auf eine Reise durch das 20. Jahrhundert. Dabei trotzen sie dem Krieg und versuchen einen ganz besonderen Schatz vor einer Reihe der erstaunlichsten Bösewichter zu retten, die die Filmgeschichte gesehen hat.

Mehr: " THE GRAND BUDAPEST HOTEL von Wes Anderson " »

Hauptsache gut bemützt: Die Pressekonferenz zum Eröffnungsfilm THE GRAND BUDAPEST HOTEL

Bill_Murray_Tiefseetaucher_article.jpg

Mützchen haben ja eine große Tradition auf der Berlinale – siehe unsere wegweisende Berichterstattung zum Thema auf der Berlinale 2007. Heute aber hat auf diesem Gebiet der große, brummige, wundervolle Bill Murray den Vogel abgeschossen: Auf der Pressekonferenz zum Eröffnungsfilm THE GRAND BUDAPEST HOTEL trug er eine keck aus der Stirn geschobene Strickversion in Schwarz, die nur ganz dezent an seinen Jacques-Cousteau-Deckel aus THE LIFE AQUATIC WITH STEVE ZISSOU (siehe Foto oben) erinnert, was insofern passend war, da auch hier Wes Anderson Regie führte.

Mehr: " Hauptsache gut bemützt: Die Pressekonferenz zum Eröffnungsfilm THE GRAND BUDAPEST HOTEL " »

Impressum