Wettbewerb

Berlinale 2016: Die Bären

Goldener Bär für den Besten Film

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FUOCOAMMARE (Fire at Sea) von Gianfranco Rosi


Silberner Bär Großer Preis der Jury

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Danis Tanović für Smrt u Sarajevu

Silberner Bär Alfred-Bauer-Preis für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet


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Regisseur Lav Diaz

Hele Sa Hiwagang Hapis (A Lullaby to the Sorrowful Mystery) von Lav Diaz


Silberner Bär für die Beste Regie

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Mia Hansen-Løve für die Regie von L´AVENIR


Silberner Bär für die Beste Darstellerin

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Trine Dyrholm für die Rolle in KOLLEKTIVET


Silberner Bär für den Besten Darsteller

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Majd Mastoura für seine Rolle in INHEBBEK HEDI (Hedi)


Silberner Bär für das Beste Drehbuch
Tomasz Wasilewski für das Drehbuch von ZJEDNOCZONE STANY MIŁOŚCI (United States of Love)


Silberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung aus den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm oder Set-Design

Mark Lee Ping-Bing für die Kamera in CROSSCURRENT

Berlinale 2016: ZJEDNOCZONE STANY MIŁOŚCI (United States of Love) von Tomasz Wasilewski

Die Vereinigten Staaten der Frauen- und Menschenfeindlichkeit

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Polen Anfang der Neunziger Jahre: Das kommunistische Regime ist Geschichte und die Schule nennt sich stolz Solidarność. Aber von Aufbruchsstimmung ist in der kleinen namenlosen Stadt, in der Tomasz Wisilewskis Film spielt nichts zu spüren. Seine Bilder wirken fast farblos, über allem liegt ein Grauschleier, nicht zuletzt über der Stimmung seiner vier Protagonistinnen: Agata (Julia Kijowska), die sich in den Priester verliebt hat und für ihren Mann nichts mehr empfindet. Die Schuldirektorin Iza (Magdalena Cielecka) ist die unglückliche Geliebte eines Arztes. Die junge Sport- und Tanzlehrerin Marzena (Marta Nieradkiewicz), die von einer Karriere als Model träumt. Und schließlich die Russischlehrerin Renata (Dorota Kolak), die sich so sehr zur Marzena hingezogen fühlt, dass sie sogar einen Sturz im Treppenhaus inszeniert um von ihr umsorgt und berührt zu werden.

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Berlinale 2016: KOLLEKTIVET von Thomas Vinterberg

Lustig ist das Kommunenleben

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Wieviel Freiheit verträgt das Leben? Kann man Liebe teilen? Und ist das Ideal der "offenen Beziehung" nicht manchmal einfach nur gelebte Rücksichtslosigkeit und Egoismus? Thomas Vinterbergs geht diesen Fragen in seinem wunderbaren Wettbewerbsbeitrag KOLLEKTIVET auf manchmal leichte, manchmal schmerzhafte Weise nach. Ort der Versuchsanordung ist ein idyllisches großes Haus nördlich von Kopenhagen, in der eine bunt gemischte Gruppe von Freunden in den 70er Jahren das Kommunenleben übt. Dabei herausgekommen ist eine Art dänischer ICE STORM - vielleicht etwas weniger tragisch, aber nicht weniger eindringlich.

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Berlinale 2016: ZERO DAYS von Alex Gibney

Eine Waffe, von der keiner etwas wissen will

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Nach A-, B- und C-Waffen sieht sich die heutige Welt mit einer vierten Art von extrem gefährlicher Kriegstechnologie konfrontiert: dem Cyberwar. Über entsprechende Manipulationen digitaler Infrastrukturen können Netzwerke und Infrastrukturen lahmgelegt werden, von der Stromversorgung bis hin zu Systemen der Verkehrsregelung. 2010 entdeckten internationale Sicherheitsexperten den sich selbst replizierenden Computervirus Stuxnet. Er war offenkundig von den Regierungen der USA und Israels in die Welt gesetzt worden, um gezielt das iranische Atomprogramm anzugreifen. Doch der Virus infizierte auch "unbeteiligte" Rechner auf der ganzen Welt. Obwohl bis heute keine einzige offizielle Stelle zugibt, was geschehen ist, scheinen die Fakten klar zu sein. Der amerikanische Dokumentarfilmer Alex Gibney hat mit ZERO DAYS die Geschichte dieser Cyberattacke rekonstruiert und dabei hochkarätige Insider aus CIA, NSA, Mossad und IT-Spezialisten vor die Kamera geholt, die das Puzzle Stück für Stück zusammensetzen. Es wird klar: Wir haben hier ein Thema von internationalem Belang, über das wir dringend offen reden müssten.

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Berlinale 2016: CHI-RAQ von Spike Lee

No Peace, no Pussy!

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Statistiken gefällig? Zwischen 2001 und 2015 starben in der von Drogen und Gangs überschwemmten South Side von Chicago 7356 Menschen durch Waffengewalt - mehr als in den Irak-Einsätzen der US-Army in dieser Zeit. Spike Lee, seit Jahrzehnten an der politischen Front kämpfender afroamerikanischer Regisseur hat diesen "nationalen Notstand" zum Anlass genommen, um mit CHI-RAQ eine bissige Komödie zum Thema auf die Leinwand zu bringen. Was zunächst vielleicht unpassend scheint, funktioniert erstaunlich gut. Lee variiert hier das klassische Lysistrata-Thema und wendet es auf die Situation in der US-Hochburg des Mordens an, auf Chicago alias Chi-Raq. Dabei ist erstaunlicherweise ein höchst beschwingter, intelligenter und böse-witziger Film herausgekommen. Und eine schöne Utopie: Denn ob ein Sex-Streik tatsächlich die Lösung für dieses Dilemma sein könnte? Man würde es sich jedenfalls wünschen.

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Berlinale 2016: GENIUS von Michael Grandage

„Zu laut, zu großspurig und nicht ganz echt“

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Max Perkins ist der berühmteste literarische Lektor des 20. Jahrhunderts. Er holte F. Scott Fitzgerald zum New Yorker Verlag Scribner’s und wenig später auch Ernest Hemingway. GENIUS, Michael Grandages Debüt als Filmregisseur, beschäftigt sich vor allem mit Max Perkins‘ drittem großen literarischen Fang: Thomas Wolfe. Perkins entdeckte den Autor und bearbeitete mit ihm gemeinsam mit ungeheurer Intensität an Wolfes ersten beiden Romanen LOOK HOMEWARD, ANGEL und OF TIME AND THE RIVER. Grandage dirigiert in seinem ersten Film ein wahres Starensemble: Allen voran Colin Firth in der Hauptrolle und Jude Law als Thomas Wolfe. Weibliche Stars sind Nicole Kidman als Wolfes Geliebte und Laura Linney als die Frau von Max Perkins. Trotz dieser Besetzung ist GENIUS kein Vergnügen. Das liegt an John Logans formelhaftem Drehbuch und unglücklichen Entscheidungen von Regisseur Grandage.

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Berlinale 2016: Pressekonferenz zu CHI-RAQ von Spike Lee

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Es war eine sehr politische aber auch lockere Berlinale Pressenkonferenz. Spike Lee ist eine Ikone des amerikanischen Kinos. Mit SHE‘s GOTTA HAVE IT war er einer der Wegbereiter des amerikanischen Indie-Kinos. Bis heute bezieht er in seinen Filmen immer deutlich Stellung zu aktuellen Themen.

Auch auf der Pressekonferenz nimmt Lee kein Blatt vor den Mund und äußert sich zu den Präsidentschaftskandiddaten Donald Trump und Bernie Sanders, seinem Boykott der Osacarverleihung, insbesondere aber zu dem vernachlässigten Teils Chicagos, wo zu viele Jugendliche in Gang-Shootings sterben.

Berlinale 2016: SOY NERO von Rafi Pitts

Ein bitterer Deal

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Nero ist 17 und lebt in Mexiko. Nichts wünscht er sich mehr, als wieder in die Vereinigten Staaten zu gelangen - er ist in L.A. aufgewachsen, aber seine Familie wurde vor einigen Jahren ausgewiesen. Der iranische Regisseur Rafi Pitts zeigt in SOY NERO die Odyssee des Jungen, die ihn über den berüchtigten Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA, über L.A. und schließlich als sogenannter Greencard G.I. in die Wüste in irgendein Kriegsgebiet im Mittleren Osten führt. Es ist eine bittere Geschichte, die Pitts hier erzählt. Und genauso bitter ist die Realität, die dahinter steht: So manchem G.I., der nur wegen der Greencard in die Army eingetreten ist, wird erst posthum die amerikanische Staatsangehörigkeit verliehen. Andere wiederum werden nach ihrer Zeit in der Army nichtsdestotrotz abgeschoben.

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Berlinale 2016: Pressekonfererenz GENIUS

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Ganz englischer Gentlemen überlässt Jude Law die Beantwortung der Frage seinem Kollegen(Andreas Tai, CC-BY-SA)

Colin Firth und Jude Law waren mit angereist, um den neuen Film GENIUS des Theaterregisseurs Michael Grandage vorzustellen. In dem Film spielt Jude Law den amerikanischen Schriftsteller Tom Wolfe und Colin Firth seinen Lektor Max Perkins. Wie zu erwarten, richtete sich die ganze Aufmerksamkeit der Presse auf die Schauspieler. Nur wenige Fragen richteten sich an den Regisseur. Aber damit muss man halt rechnen, wenn man Hauptdarsteller dieses Kalibers verpflichtet.

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Berlinale 2016: CHANG JIANG TU (CROSSCURRENT) von Yang Chao

Der junge Mann und der Fluss

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Der junge Kapitän Gao Chun fährt auf seinem Frachtschiff den Jangtse von Schanghai aus aufwärts, um eine geheimnisvolle Ladung zu übergeben. Mit an Bord sind ein jüngerer und ein älterer Angestellter. Gao Chun, dessen Vater vor kurzem gestorben ist, hat auf dem Schiff die Gedichte eines Unbekannten gefunden, die jede Station auf dem Weg mit einem kurzen Poem würdigen. Während er sich in die Verse vertieft, zieht die Landschaft langsam draußen vorbei. Merkwürdigerweise trifft Gao Chun an jeder Station der Reise dieselbe Frau, die aber immer jünger zu werden scheint, je näher man der Quelle des Flusses kommt. Auch sie hat eine spirituelle Verbindung zu den Gedichten. CROSSCURRENTS von Yang Chao ist eine äußerst poetische Reise durch Raum und Zeit, Realität und Fantasie - die allerdings in knapp zwei Stunden dann doch etwas lang wird.

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Berlinale 2016: ALONE IN BERLIN (JEDER STIRBT FUER SICH ALLEIN) von Vincent Perez

Wundersame Wandlungen

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Hans Falladas Roman "Jeder stirbt für sich allein" ist ein Klassiker der deutschen Nachkriegsliteratur. Bereits 1947 erschienen, war die authentische Geschichte der Berliner Eheleute Quangel, die zwei Jahre lang Postkarten und Handzettel mit Anti-Hitler-Botschaften in Umlauf brachten, schließlich erwischt und 1943 hingerichtet wurden, eine der ersten Auseinandersetzungen mit dem Widerstand in Nazi-Deutschland. Nach Neuübersetzungen ins Französische und Englische erfuhr der Roman vor einigen Jahren eine neue Welle der Aufmerksamkeit. Nun hat ihn der Schweizer Vincent Perez mit einer Starbesetzung - Emma Thompson, Brendan Gleeson und Daniel Brühl - unter dem Titel ALONE IN BERLIN verfilmt. Leider hat der Film einige schwerwiegende Macken, das Ergebnis ist geradezu ärgerlich.

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Berlinale 2016: Pressekonferenz JEDER STIRBT FUER SICH ALLEIN

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Emma Thompson wirft Daniel Brühl "den Ball zu", nachdem sie gleich zum Auftakt der PK nach ihrer Meinung zu Pegida gefragt wird (Andreas Tai, CC-BY-SA)

Trotz des ernsten Themas war die Stimmung bei der Pressenkonferenz von ALONE IN BERLIN recht ausgelassen.

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Berlinale 2016: QUAND ON A 17 ANS (BEING 17) von André Téchiné

Coming of Age and Out

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Manchmal ist eine große Abneigung nur ein Zeichen für eine darunter liegende, verdrängte Anziehungskraft füreinander. Damien und Thomas, beide 17, gehen in die selbe Schulklasse und lassen keine Gelegenheit aus, einander an den Kragen zu gehen. Sie könnten auch unterschiedlicher nicht sein: Damien ist der freundliche, aber verträumte Sohn einer Landärztin und eines Militärfliegers, der gerade im Auslandseinsatz ist, während der verschlossene Thomas hoch oben in den Bergen bei seinen Adoptiveltern auf einem kleinen Bauernhof lebt. Altmeister André Téchiné lässt sich in QUAND ON A 17 ANS viel Zeit damit, den allmählichen Wandel in der Beziehung der beiden Jungen zu erzählen. Drei Trimester dauert die erzählte Zeit an - und in diesen Monaten schöpft das Leben aus dem Vollen, im Guten wie im Schlechten.

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Berlinale 2016: 24 WOCHEN (24 WEEKS) von Anne Zohra Berrached

Kein Richtig oder Falsch

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Astrid und Markus sind ein glückliches Paar. Sie ist eine erfolgreiche Kabarettistin, er managt sie. Zusammen mit der neunjährigen Tochter leben die beiden in einem schönen Haus im Grünen. Sie freuen sich sehr auf ihr zweites Kind. Da erfahren sie, dass das Baby mit Down-Syndrom auf die Welt kommen wird. Zunächst stellt sich das Paar dieser Herausforderung mit großem Optimismus - doch dann ergibt eine neurliche Untersuchung, dass das Kind zudem einen gravierenden Herzfehler hat und voraussichtlich eine langwierige und komplizierte medizinische Betreuung brauchen wird. Rechtlich gesehen kann eine solche Schwangerschaft auch noch im späten Stadium, also nach 24 Wochen, unterbrochen werden. Astrid und Markus durchleben einen schmerzhaften Prozess, um zu einer Entscheidung über die Zukunft ihres ungeborenen Kindes zu kommen.

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Berlinale 2016: CARTAS DE GUERRA (LETTERS FROM WAR) von Ivo M. Ferreira

Poetische Liebe in Zeiten des Krieges

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Der Militärarzt António wird 1971 in den Kolonialkrieg nach Angola geschickt. Zurück in Portugal bleibt seine schwangere Frau. António kann die Trennung von seiner Geliebten kaum ertragen und schreibt ihr unzählige Briefe aus der Ferne - schwärmerisch, voll von Liebeserklärungen und Sehnsucht, aber auch voller Niedergeschlagenheit ob der mörderischen Situation, in der er sich befindet. Hoch artifiziell hat Regisseur Ivo M. Ferreira die authentischen Briefe von António Lobo Antunes in Szene gesetzt. Über flirrende Schwarzweiss-Bilder sind im Voice-Over die Briefe zu hören - mal von ihm, mal von ihr gelesen. Die hierbei gewollte Poesie ist nicht jedermanns Sache.

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Berlinale 2016: L´AVENIR von Mia Hansen-Løve

Vom Trost der Philosophie

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Philosophielehrerin Nathalie (Isabelle Huppert) ist eine selbstbewusste Frau, die ihren Beruf liebt und die auch sonst genau weiß, was sie will. Zusammen mit ihrem Ehemann und zwei erwachsenen Kindern führt sie in Paris ein kultiviertes Leben als Intellektuelle. Vom prall gefüllten Kühlschrank über die mit philosophischen Werken akkurat bestückten Bücherregale bis hin zum wildromantischen Feriendomizil in der Bretagne finden sich alle Insignien eines geistig und auch materiell erfüllten Daseins. Als Nathalies Ehemann sie überraschend wegen einer anderen Frau verlässt, gerät ihr wohlgeordneter Alltag ins Wanken. Die damit einhergehende Verunsicherung zwingt sie dazu, sich mit bereits gelöst geglaubten existentiellen Lebensfragen auseinander zu setzen.

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Berlinale 2016: MIDNIGHT SPECIAL von Jeff Nichols

Schau mir nicht in die Augen, Kleiner

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Alton (Jaeden Lieberher) ist nur ein acht Jahre alter Junge, aber von einer Sekte wird jedes Wort, das er sagt, aufgeschrieben und gedeutet. Manchmal spricht Alton in Zungen, in bekannten oder unbekannten Sprachen. Der Sektenführer ist überzeugt: Die Interpretation von Altons Weissagungen künden vom Jüngsten Gericht und nur Altons Anwesenheit kann die Seelen der Gemeinde retten. Nun aber ist die Sekte in Not: Alton wurde entführt und die Agenten des FBI besetzen die Ranch der Sekte. Die Regierung hat auch von den ungewöhnlichen Fähigkeiten des Jungen und die NSA will die Prophezeiungen Altons und die Predigten des Sektenführers entschlüsseln. Als Ausgangspunkt für MIDNIGHT SPECIAL wählt Jeff Nichols also ein Szenario irgendwo zwischen Entführungsthriller und Science Fiction.

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Berlinale 2016: MAHANA (The Patriarch) von Lee Tamahori

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Neuseeland in den 60er Jahren. Der Maori Clan der Mahana - im familientechnischen Sinn, nicht als Stamm gemeint - wird vom harten Oberhaupt Tamihana (einschüchternd: Temuera Morrison, bekannt aus Once Were Warriors) regiert. Der alte Mann verkörpert eine Mischung aus christlichem Glauben an harte Arbeit und Tyrannei, sein Wort ist Gesetz und was er so nicht bekommt, nimmt er mit Gewalt.

Der Patriarch wird ausgerechnet von seinem Enkel Simeon (lässig und klar: Akuhata Keefe) provoziert, der sagt, was er denkt und fühlt, keine Angst vor dem Patriarchen hat. Die Familie hat ihren Wohlstand dem Schafscheren bei weißen Neuseeländern zu verdanken und ist - ganz klassisch - mit dem anderen Maori Clan in der Kleinstadt verfeindet. Die Gründe liegen angeblich in der heroischen Rettung der Großmutter (grandios: Nancy Brunning) aus den Fängen der Familie Poata. Nur, dass der junge Simeon diesen Gründungsmythos als solchen aufdeckt und die wahre Geschichte ans Licht kommt.

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Berlinale 2016: FUOCOAMMARE (Fire at Sea) von Gianfranco Rosi

Tun, was getan werden muss

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Das Meer steht in Flammen - in Gianfranco Rosis Dokumentarfilm gilt das meist im übertragenen Sinn, manchmal aber auch ganz real. Seit Jahren schon gilt Lampedusa, jenes karge Stück Felsen zwischen Sizilien und Nordafrika als Endstation für viele tausend Flüchtlinge, die sich über das Mittelmeer auf nach Europa machen. Dabei sind diejenigen, die auf Lampedusa ankommen, noch die Glücklichen unter ihnen. Der Rest stirbt: verhungert in der Wüste, wird von Menschenhändlern gekidnappt, gefoltert und getötet, ertrinkt kurz vor dem Ziel im Meer oder verdurstet gar an Bord einer der Nusschalen, mit denen Schleuser die Verzweifelten zu horrenden Preisen übers Meer schippern. Wie kann der Alltag auf dieser Insel aussehen, die sich täglich mit dem Elend der Welt konfrontiert sieht? Rosi wagt einen dokumentarischen Ansatz auf diese Frage - und schafft auf diese Weise eine beeindruckende Erzählung über die Menschen von Lampedusa, Einheimische wie Flüchtlinge.

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Wettbewerb 2016: INHEBBEK HEDI (Hedi) von Mohamed Ben Attia

Keine Revolte ohne Schmerz

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Hedi tut, was man ihm sagt. Wird die Frau heiraten, die Mama für ihn ausgesucht hat. Übernimmt, weil sein Boss es so will, eine Woche vor seiner Hochzeit eine neue Route als Peugeot-Vertreter, obwohl es zuhause soviel zu tun gäbe. Aber dann, für seine Umgebung völlig überraschend, bricht der junge Tunesier aus dem so lange gelebten Rollenmuster aus. Er verliebt sich in eine ganz und gar nicht standesgemäße Frau und will für sie seine Hochzeit sausen lassen und ins Ausland gehen. Aber wird er wirklich den Mut haben, diese private Revolte durchzuziehen?

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Wettbewerb 2016: HAIL, CAESAR! von Joel & Ethan Coen

Ein Hündchen namens Engels

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Was tun, wenn der Hauptdarsteller in einem bombastischen Kostümfilm plötzlich spurlos vom Set verschwindet - und das in voller Römerrüstung ? Eddie Mannix ist der Mann in den Hollywood-Studios, der so etwas wieder in Ordnung bringt. Da wird eben schnell mal ein Koffer voller Dollarnoten besorgt. Nebenbei muss er sich überlegen, ob er vom Filmbusiness in die noch lukrativere Flugzeugindustrie wechseln will. Das alles kostet ihn Schlaf und Nerven, und so klappt es auch mit dem guten Vorsatz, nicht mehr zu rauchen, so gar nicht. Josh Brolin spielt Mannix mit einer hinreißenden Mischung aus Abgebrühtheit und Sensibiliät, am Set der harte Boss, im Beichtstuhl ein Häuflein Elend. Die Regisseure Joel und Ethan Coen haben beim diesjährigen Eröffnungsfilm "Hail, Caesar!" tief in die Trick- und Besetzungskiste gegriffen: Dabei herausgekommen ist eine wunderbare Persiflage auf das 50er Jahre Filmbusiness, die es ganz nebenbei schafft, doch so etwas wie Nostalgie für die bedingungslose Hingabe an die große Illusion Hollywood zu wecken.

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Berlinale 2016: Emma Thompson und Brendan Gleeson im Widerstand

Vierte Verfilmung von Hans Falladas letztem Werk auf der Berlinale

Rudolf Ditzen alias Hans Fallada wurde 53 Jahre. Am Ende war er stark Morphium süchtig und verbrachte viel Zeit in Sucht-Kliniken. In dieser Phase schrieb er 1946, ein Jahr vor seinem Tod, JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN. Im Mittelpunkt des Romans steht das Ehepaar Anna und Otto Quangel, das sich nach dem Kriegstod ihres Sohnes mit selbst verfassten Briefen und Postkarten gegen das nationalsozialistische Regime engagiert. Der Roman erschien lange Zeit nur in einer gekürzten Fassung. Erst über 50 Jahre später wurde der Roman in der ungekürzten Fassung zum Besteller, zunächst in Frankreich, Israel, den USA und Großbritannien, dann auch in Deutschland.


Die vierte Verfilmung von Falladas Werk Premiere hat nun im diesjährigen Berlinale Wettbewerb Premiere. Das Ehepaar Quangel wird von Emma Thompson und Brendan Gleeson gespielt. Die Rolle ihres Gegenspielers Kriminalkommissar Escherich hat Daniel Brühl übernommen. An der deutsch-französisch-britischen Koproduktion ist u.a. auch X-Filme beteiligt.

Berlinale 2016: Der Mann hinter Gatsby

Colin Firth spielt den Lektor Max Perkins

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Eigentlich verwunderlich, dass nicht bereits früher ein Film über Max Perkins gedreht wurde. Die dem Film GENIUS zugrundeliegende Biographie von A. Scott Berg erschien bereits 1978 und erhielt den National Book Award. Perkins hat Autoren wie F. Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway und Thomas Wolfe nicht nur entdeckt und gefördert. Seine Lektorenarbeit im Verlagshaus Scribner's hat Meilensteine der amerikanischen Literatur wie THE GREAT GATSBY erst auf den richtigen Weg gebracht.


Der britische Theaterregisseur Michael Gandage bringt einige der bekanntesten Schauspieler des Landes in diesem Film zusammen: neben Colin Firth als Max(well) Perkins übernimmt Jude Law die Rolle von Thomas Wolfe. Für die Rolle von Thomas Wolfe war übrigens zunächst Michael Fassbender vorgesehen. Ohne Zweifel wird auch die leidenschaftliche Affäre zwischen Thomas Wolfe und der Set Designerin Aline Bernstein eine nicht unbedeutende Rolle spielen, schließlich wird Aline Bernstein von Nicole Kidman gespielt.

GENIUS ist zwar das Filmdebüt von Michael Gandage, doch Gandage ist alles andere als ein Newcomer. Als Nachfolger von Sam Mendes hat er fast zehn Jahre das Londoner Donmar Warehouse geleitet, für seine West End Produktionen hat er bereits unzählige Preise gewonnen und er hat nicht nur mit den GENIUS Darstellern Jude Law und Nicole Kidman bereits auf der Bühne gearbeitet, sondern auch mit anderen Stars wie Judi Dench und Daniel Radcliffe.


GENIUS wird im Wettbewerb der Berlinale 2016 zu sehen sein und ist damit Anwärter auf einen der Berlinale Bären.

Berlinale 2016: Erste Filme im Wettbewerb stehen fest

Die ersten fünf Filme, die sich bei der Berlinale 2016 um den Goldenen Bären bewerben, stehen fest: Es sind vier Spielfilme und ein Dokumentarfilm. Der amerikanische Regisseur stellt das Science-Fiction-Drama MIDNIGHT SPECIAL vor. Zu den Darstellern gehören Adam Driver, Kisten Dunst und Michael Shannon. Ebenfalls ins Rennen um die Bären geht die deutsch-französisch-britische Neuverfilmung von Hans Falladas Roman JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN. Regie führt der Schweizer Vincent Perez, es spielen Emma Thompson, Daniel Brühl und Brendan Gleeson.

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Berlinale 2016: HAIL, CESAR! eröffnet das Festival

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Der neue Film von Joel und Ethan Coen HAIL, CESAR! eröffnet die Berlinale am 11. Februar 2016. Der Film spielt am Set eines guten, alten Hollywood-Monumentalschinkens - weil es die Coen-Brothers sind, gehört auch eine Detektivgeschichte dazu. Unter den Darstellern sind Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton und Channing Tatum. Roger Deakins war für die Kamera verantwortlich, das könnte Oscarnominierung Nummer 13 werden, und die Filmmusik komponierte Carter Burwell. Nach THE BIG LEBOWSKI, der bei der Berlinale 1998 im Wettbewerb lief und dem Eröffnungsfilm von 2011 TRUE GRIT, kommen die Coens bei der 66. Auflage zum dritten Mal zum Festival. Kinostart in Deutschland ist am 18. Februar 2016.

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