Panorama

FLATLAND von Jenna Bass (Berlinale 2019)

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In einem ziemlich runtergekommenen Dorf in der Karoo-Halbwüste in Südafrika heiraten Bakkies (De Klerk Oelofse) und Natalie (Nicole Fortuin). Natalie scheint schon bei der Trauung nicht besonders glücklich zu sein. In der Hochzeitsnacht agiert Bakkies nicht wie ein Ehemann, sondern wie ein Vergewaltiger. Am Ende einer desaströsen Nacht liegt der Pfarrer tot in seinem Blut und Natalie flieht auf ihrem Pferd zu ihrer schwangeren Freundin Poppie (Izel Bezuidenhout). Jetzt entwickelt die FLATLAND-Regisseurin und Drehbuchautorin Jenna Bass einen Plot auf den Thelma, Louise und Elmore Leonard gleichermaßen stolz gewesen wären. Denn die Verfolgung der beiden jungen Frauen nimmt Police Captain Beauty Cuba (Faith Baloyi) auf. Sie hat ein ganz besonderes Motiv den Fall aufzuklären: Ihrem Ex-Lover Billy, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde, soll der Mord in die Schuhe geschoben werden.

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A DOG CALLED MONEY von Seamus Murphy (Berlinale 2019)

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Wie entsteht Kunst? Aus welcher Quelle speist sich Kreativität? Wie positioniert man sich als Künstler zu drängenden politischen und sozialen Konflikten und wie kann man die Schicksale der Menschen, die in den Krisengebieten dieser Welt leben müssen, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich manchen? A DOG CALLED MONEY basiert auf den persönlichen Eindrücken, die PJ Harvey zwischen 2011 und 2014 auf ihren Reisen mit dem Regisseur und Kriegsfotografen Seamus Murphy in Afghanistan, im Kosovo und in Washington D.C. gewonnen hat. Wie in einem poetischen Puzzle arrangiert Murphy in seinem Film kunstvoll dokumentarisches Material aus den gemeinsamen Reisen mit Gedanken und Songtexten Harveys und rundet das Ganze ab durch Aufnahmen, die die Entstehung des letzten Studioalbums der Sängerin zeigen. Dabei ist sein Film weder ein klassischer Konzertfilm über eine berühmte Indie-Musikerin noch eine Reportage zur aktuellen Situation von Menschen in Krisengebieten. Entstanden ist vielmehr etwas Neues und faszinierend Anderes, vielleicht tatsächlich so etwas wie ein weltumspannender "homo sapiens blues".

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ALL MY LOVING von Edward Berger (Berlinale 2019)

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Die Brüder Stefan (Lars Eidinger) und Tobias (Hans Löw) treffen sich in einem hässlichen Designerrestaurant, das verzweifelt Klasse simuliert. Stefan hat es ausgesucht und fühlt sich wie zu Hause. Tobias fühlt sich unwohl und ist schon mit der Karte überfordert. Bereits nach Sekunden ist das Verhältnis zwischen den beiden klar: Stefan ist der erfolgreiche Karrierearsch, Tobias der Loser, der nichts auf die Reihe kriegt. Sie warten auf ihre Schwester Julia (Nele Mueller-Stöven). Die kommt zu spät. Ist nervös und zieht nicht einmal den Mantel aus, bevor sie sich an den Tisch sitzt. Offensichtlich hat sie ein Problem. Und zwar ein Problem, das größer ist als die Krankheit ihres Hundes Rocco, der im Auto wartet. Aber darüber will sie nicht reden. Die drei treffen sich, um über ihren Vater (Manfred Zapatka) zu sprechen. Der ist krank, geht aber nicht zum Arzt und wohnt mit der Mutter einige hundert Kilometer entfernt. Stefan hat keine Zeit, sich zu kümmern und Julia fährt mit ihrem Mann nach Turin, also wird Tobias zu den Eltern fahren. Das ist die Ausgangssituation von Edward Bergers ALL MY LOVING.

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THE SHADOW PLAY von Lou Ye (Berlinale 2019)

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Film Noir auf Chinesisch. Ein Mord auf der Baustelle: Spontane Proteste der Bevölkerung gegen die korrupte Baukommission in der Stadt Guangzhou in Südchina scheinen aus dem Ruder gelaufen zu sein. Der dicke Baukommissar ist tot. Die Witwe scheint hinter ihrer teuren Sonnenbrille zu trauern. Der einsame Held, ein junger Polizist Marke Alain Delon auf Chinesisch, traut dem Frieden nicht und beginnt zu wühlen. Er findet: Eine verbrannte und nie identifizierte Frauenleiche, eine Baufirma, die in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruchzeiten in China nach 1989 einen rasanten Erfolg hingelegt hat, einen zwielichtigen Strippenzieher im Hintergrund, „verlorene“ Polizeiakten, ein Liebesdreieck, das bald zum Liebesviereck, -fünfeck, -sechseck wird…und ihn selbst in seine Fänge zieht. Und das ist erst der Anfang.

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WHAT SHE SAID: THE ART OF PAULINE KAEL von Rob Garver (Berlinale 2019)

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Mehrfachspiegelung. Eine Filmkritikerin geht ins Kino. Sie schaut einen Film. Danach schreibt sie über den Film. Mit dem Geschriebenen wird sie berühmt. Ein Film wird über die Filmkritikerin gemacht. Ich gehe ins Kino. Schaue diesen Film. Danach schreibe ich über den Film.

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ENAYIM SHELI (Chained) von Yaron Shani (Berlinale 2019)

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Rafi Malka ist Streifenbeamter in einer Einheit der Jugendpolizei. Seine ständige Überforderung wird zum Problem, als er nach einer Durchsuchung von Jugendlichen eines sexuellen Übergriffs bezichtigt wird. Auch zu Hause wird seine Situation immer angespannter, im Versuch seine pubertierende Stieftochter und die sich von ihm entfernende Ehefrau Avigail zu halten, spioniert er ihnen hinterher und setzt sie zunehmend unter Druck.

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SHOOTING THE MAFIA von Kim Longinotto (Berlinale 2019)

Spätestens seit Matteo Garrones „Gomorrha“ wurde auch einem großen Publikum die triste Realität der Mafia, die brutale Gewalt und soziale Verwahrlosung schonungslos vor Augen geführt und damit ein Kontrapunkt geschaffen zur traditionellen hollywoodesken Verklärung. Auch SHOOTING THE MAFIA zeigt schonungslos die brachiale, rücksichtslose Gewalt und das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen. Und zwar in Form der Fotos von Letizia Battaglia, die über Jahrzehnte die Morde der Mafia in Sizilien fotografisch festhielt.

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SYSTEME K von Renaud Barret (Berlinale 2019)

Der erste Berlinale-Film und gleich ein Volltreffer: Renaud Barrets Film über Street Art-Künstler in Kinshasa ist atemberaubend und ermöglicht intime Einblicke in die kongolesische Hauptstadt. „Street Art“ klingt aber viel zu brav für die radikalen Kunstaktionen, die der Regisseur mitten in der chaotischen 13 Millionen Metropole begleitet.

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