Perspektive Deutsches Kino

WAGENKNECHT von Sandra Kaudelka (Berlinale 2020)

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© Michael Kotschi

Eine Langzeitdokumentation über eine Person des öffentlichen Lebens kann deren Kontur, die für die Öffentlichkeit überwiegend durch Zeitungs- und Fernsehberichte gezeichnet wird, schärfen und manchmal auch verschieben. In dieser Hinsicht ist WAGENKNECHT interessant. Die menschliche Seite an der Politikerin Sarah Wagenknecht, schimmert durch die Bilder. Trotzdem hält sich der Erkenntnisgewinn nach 100 Minuten in Grenzen.

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IM FEUER von Daphne Charizani (Berlinale 2020)

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Um es gleich vorwegzunehmen: Der Film ist eine Enttäuschung. Schon nach fünf Minuten, der Darstellung der Verhältnisse in einem griechischen Flüchtlingslager läuten sie erstmals, die Klischeeglocken. Die junge Deutsche Rojda ist ins Lager gekommen um ihre Mutter und ihre Schwester Dilan abzuholen, die über die Türkei aus dem Nordirak geflohen sind. Aber ihre Schwester fehlt, sie ist in Kurdistan geblieben – warum weiß man nicht, aber wirkliche Fragen dazu werden auch nicht gestellt.

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WALCHENSEE FOREVER von Janna Ji Wonders (Berlinale 2020)

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© Flare Film

Ein fröhliches kleines Mädchen mit einem Blumenkranz schaut selbstbewusst in eine Kamera und beantwortet ihrer Mutter ein paar Fragen über die Familie. Dann wechseln die Positionen und das Mädchen darf die Mutter interviewen und filmen. Schon diese ersten Szenen, die die Regisseurin Janna Ji Wonders als Kind im Gespräch mit ihrer Mutter zeigen, deuten an, dass es im Folgenden um eine Familie gehen wird, in der das filmische Festhalten des eigenen Erlebens eine wichtige Rolle spielt. Das Schöne und zugleich leider immer noch Ungewöhnliche daran: Die über einhundertjährige Familienchronik, die in WALCHENSEE FOREVER aus Interviews, Fotos, Briefen und Filmaufnahmen kunstvoll zusammengefügt wird, erzählt Zeitgeschichte konsequent aus weiblicher Perspektive.

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AUTOMOTIVE von Jonas Heldt (Berlinale 2020)

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Audi. In Ingolstadt ist Audi mehr als eine Automarke und mehr als eine Firma. In Ingolstadt ist Audi der wichtigste Taktgeber für die Wirtschaft einer ganzen Region. Dass „die Wirtschaft“ nichts Abstraktes ist, zeigt Jonas Heldts Dokumentarfilm AUTOMOTIVE am Beispiel von zwei Frauen: Seda ist Leiharbeiterin für den Logistikdienstleister Imperial, der im Auftrag von Audi Lager und andere Logistikservices übernimmt. Eva ist eine Headhunterin, die vor allem Fachkräfte für Automatisierung in Produktion und Logistik vermittelt. Denn das ist das große Thema, vor dem sich die Doku abspielt: Audi ist wie die ganze Automobilindustrie im Umbruch: Internationale Produktionsketten gibt es schon lange, die Automatisierung und die Digitalisierung verändern jetzt zusätzlich die gesamte Fertigung.

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KIDS RUN von Barbara Ott (Berlinale 2020)

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Andi (Jannis Niewöhner) war ein Boxer. Na gut, eigentlich war er kein Boxer, sondern einer, der sich für ein paar Euro auf nicht mal drittklassigen Fight Nights mit anderen in einem Ring geprügelt hat und dabei erstaunlicherweise Boxhandschuhe trug. Jetzt ist Andi ein noch junger Vater von drei Kindern – zwei im Grundschulalter ein Baby. Mit keiner der beiden Mütter ist er noch zusammen. Aber die beiden älteren Kinder wohnen bei ihm und auch um das Baby kümmert er sich so oft es geht. Andi jobt als Tagelöhner auf einer Baustelle und dem Müllplatz seines Ex-Trainers Mikael. Er steht seit Monaten kurz davor mit den Kindern aus seinem Wohnloch zu fliegen. Kurz: Andi ist seit langem nur noch ein paar Zentimeter vom Abgrund entfernt.

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