Crossing Europe 2025

26.04.25 21:24

Crossing Europe 2025

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Vom 29. April bis 4. Mai wird Linz wieder zum Zentrum des europäischen Films: Das 22. Crossing Europe Filmfestival präsentiert 142 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 42 Ländern und bietet dem Publikum einen Einblick in die sozialkritische und künstlerische Vielfalt der jungen europäischen Filmszene. Neben zahlreichen Uraufführungen und preisgekrönten Arbeiten stehen Filmgespräche, Panels und ein vielfältiges Rahmenprogramm auf dem Programm.

Im Festivalzentrum rund um den Ursulinenhof und die Kinos Moviemento, City-Kino und Central erwartet Besucher_innen eine entspannte Atmosphäre. Zu den Programmhöhepunkten gehören vier Wettbewerbssektionen sowie etablierte Spezialprogramme wie "Arbeitswelten", "Architektur und Gesellschaft" und "Nachtsicht" für fantastisches Kino. Ein Schwerpunkt ist dieses Jahr den italienischen Regisseur:innen Silvia Luzi und Luca Bellino gewidmet, die ihr neuestes Werk LUCE als Österreichpremiere präsentieren.

Ein weiterer Fokus liegt auf regionalen Produktionen: Der oberösterreichische Künstler und Umweltaktivist Edgar Honetschläger wird mit einem Special gewürdigt. Neu ist der CROSSING EUROPE Award Local Artist – Young Talent, der Arbeiten von Filmschaffenden in Ausbildung auszeichnet.

Rund 100 Filmschaffende aus dem In- und Ausland werden ihre Werke persönlich vorstellen. Daneben bietet das Festival neue Formate wie den Industry Afternoon zur europäischen Filmproduktion und beliebte Highlights wie die Nightline mit Konzerten und DJ-Sets. Für den Nachwuchs gibt es mit der YAAAS! Jugendschiene Workshops, Filmvorführungen und erstmals ein Kinoangebot für Kinder ab sechs Jahren.

22.02.25 20:00

Die Bären 2025

Goldener Bär für den Besten Film

DRØMMER (DREAMS) von Dag Johan Haugerud

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© Motlys

Silberner Bär Großer Preis der Jury

O ULTIMO AZUL (THE BLUE TRAIL) von Gabriel Mascaro

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© 2024 Guillermo Garza / Desvia

Silberner Bär Preis der Jury

EL MENSAJE (THE MESSAGE) von Iván Fund

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© Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo Schiaffino / Rita Cine, Insomnia Films

Silberner Bär für die Beste Regie

an Huo Meng für die Regie von SHENG XI ZHI DI (LIVING THE LAND)

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© Floating Light (Foshan) Film and Culture

Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle

an Rose Byrne für die Hauptrolle in IF I HAD LEGS I'D KICK YOU

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© Logan White / A24

Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle

an Andrew Scott für seine Rolle in BLUE MOON

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Silberner Bär für das Beste Drehbuch

an Radu Jude für das Drehbuch von KONTINENTAL '25

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© Filmstill aus Kontinental '25

Silberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung

für das Kreative Ensemble von La TOUR DE GLACE (THE ICE TOWER)

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© 3B-Davis-Sutor Kolonko-Arte-BR

BERLINALE DOKUMENTARFILMPREIS

HOLDING LIAT von Brandon Kramer

GWFF PREIS BESTER ERSTLINGSFILM

THE DEVIL SMOKES (AND SAVES THE BURNT MATCHES IN THE SAME BOX) von Ernesto Martinez Bucio

Goldener Bär Bester Kurzfilm

LLOYD WONG, UNFINISHED von Lesley Loksi Chan

Silberner Bär Preis der Jury - Kurzfilm

ORDINARY LIFE von Yoriko Mizushiri

Berlinale 2025: YUNAN von Ameer Fakher Eldin

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© 2025 Red Balloon Film, Productions Microclimat, Intramovies

Der arabische Schriftsteller Munir, der seit längerer Zeit in Hamburg lebt, leidet unter Depressionen und fährt auf die Nordsee-Hallig Langeneß, um sich umzubringen. Ansonsten erfahren wir nicht viel über ihn. Auch nicht über die anderen Personen. Die zweite Filmebene sind wiederkehrende Sequenzen aus einem Märchen, dass seine Mutter ihm erzählt hat und das ihn bis heute verfolgt. Mit seiner dementen Mutter in der Heimat telefoniert er zu Beginn des Films. Sie kann sich kaum an das Märchen, allerdings auch kaum an ihren Sohn erinnern.

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21.02.25 18:00

Berlinale 2025: DREAMERS von Joy Gharoro-Akpojotor

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© Dreamers Production Ltd.

Isio (Ronke Adékoluejo) ist aus Nigeria nach England geflüchtet. Nachdem sie als illegal Beschäftigte festgenommen wurde, kommt sie völlig verängstigt im einem sogenannten „Asylum Removal Centre“ an, wo über ihre Zukunft entschieden wird. Dort trifft sie Farah (Ann Akinjirin), die genau weiß, wie die Dinge im Zentrum laufen und vor allem, wie ein Asylverfahren in Großbritannien abläuft: Wenn ein Asylgesuch abgelehnt wurde, gibt es noch zwei Chancen Widerspruch einzulegen. Für Farah läuft schon der letzte Versuch als Isios erster Antrag abgelehnt wird. Und dann werden die Dinge noch komplizierter: Nicht nur weiht Farah Isio in einen verrückten Plan ein, den sie mit ihren Freundinnen Atefeh (Aiysha Hart) und Nana (Diana Yekenni) ausgeheckt hat, sondern die beiden Frauen verlieben sich auch ineinander.

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Berlinale 2025: MONK IN PIECES von Billy Shebar

Mann auf Bühne mit Mikrofon
Regisseur Billy Shebar bei der Weltpremiere im Haus der Berliner Festspiele

Wenn wir auf unser eigenes Leben zurückblicken, dann folgt das nicht der Dramaturgie eines Biopic. Wir schauen auf einzelne Momente und Phasen, die uns zu dem gemacht haben, was wir sind. Es ist wie ein Puzzle, dass nie ein kompletten Bild ergibt - und auch nicht ergeben kann. Wollen wir Mitmenschen verstehen, dann kann dies auch nur durch auslassende Blicke auf kurze, aufscheinende Episoden erfolgen. Es ist daher gut, dass Billy Shebar das Leben der Stimmkünstlerin, Komponistin und Performerin Meredith Monk nicht in ein chronologisches Korsett zwängt, sondern dem programmatischen Titel seines Films MONK IN PIECES folgt.

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Berlinale 2025: MIKUBA (COBALT) von Petna Ndaliko Katondolo

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© Alkebu Film Productions

Als Gott die Reichtümer verteilte, griff er sich aus einem großen Sack portionsweise ein bisschen Gold, Silber, Kobalt und Edelsteine und ließ sie über die verschiedenen Länder Afrikas rieseln. Als er schließlich im Kongo angekommen war, war er so müde von der Arbeit, dass er einfach den restlichen Inhalt des Sacks über dem Land ausschüttete. Eine Geschichte, die man sich übrigens nicht nur im Kongo, sondern auch in Südafrika erzählt. Die Demokratische Republik Kongo ist reich, sehr reich an Bodenschätzen. Aber sehr wenig von diesem Reichtum kommt den Menschen im Land selbst zugute. Große Konzerne machen riesige Profite, ausländische Investoren teilen sich die fantastischen Erlöse mit einer korrupten Elite im Land. Man kennt das Lied. Aber: Es könnte auch anders gehen. Der kongolesische Dokumentarfilmer Petna Ndaliko Katondolo zeigt in MIKUBA (Cobalt), wie lokale Bergleute versuchen, in einer selbst verwalteten Minen-Kooperative im südkongolesischen Kolwezi einen anderen Weg zu gehen: mit traditionellen Abbau-Methoden und einem anderen Verteilungsschlüssel für die Gewinne. Er zeigt aber auch die strukturellen Hürden, die solche Alternativen fast unmöglich machen.

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Berlinale 2025: ONCE AGAIN…(STATUES NEVER DIE) und LOOKING FOR LANGSTON von Isaac Julien

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© Isaac Julien

1989 machte ein formal und inhaltlich außergewöhnlicher Film über den afroamerikanischen Dichter, Schriftsteller und aktiven Bürgerrechtler Langston Hughes (1901-1967) Furore: LOOKING FOR LANGSTON ist ein filmpoetischer Essay, ein Traum von Film, ein Meisterwerk. Der britische Installations-Künstler und Filmemacher Isaac Julien (seit 2022 Sir Isaac Julien) erforscht hier in eleganten Schwarz-Weiß-Bildern das Leben und Wirken von Hughes während der Harlem Renaissance, als in den 1920er und frühen 1930er Jahren in New York und anderswo afroamerikanische Kunst und Literatur erstmals „en vogue“ waren.

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20.02.25 22:39

Berlinale 2025: Roter Teppich GEU JAYEONI NEGE MWORAGO HANI (What Does that Nature Say to You)

Hong Sangsoo in grauen Mantel auf roten Teppich der Berlinae

Etwas verfroren und leicht angeschlagen wirkte der koreanische Regisseur Hong Sangsoo, als er heute auf dem roten Teppich zur Premiere seines Films ankam. Hong Sang-soo ist so etwas wie ein Dauergast auf der Berlinale – er hat in hier bereits über zehn Filme präsentiert. Seit 2017 war er bis auf 2022 jedes Jahr mit einem Film auf der Berlinale vertreten, fünf davon liefen im Wettbewerb. Auch seinen Debütfilm mit dem schönen Titel DER TAG, AN DEM EIN SCHWEIN IN DEN BRUNNEN FIEL zeigte er bereits 1997 im Forum der Berlinale.

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Berlinale 2025: Interview mit Areeb Zuaiter und Ahmed Matar (YALLA PARKOUR)

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© Areeb Zuaiter

FB: Was war das Motiv für den Film und wie hat der jüngste Krieg die Wahrnehmung verändert?

Areeb: Ich habe das Thema Parcour in Gaza vor zehn Jahren zufällig entdeckt und war fasziniert. Gaza war auch damals ein Ort voller Hindernisse und Probleme. Aber diese Sportler haben das überwunden. Während ein Krieg herrschte, während Bomben fielen, haben sie weiter gemacht – und gelacht. Das ist unglaublich. Die Sehnsucht nach Freiheit, die diesem Sport zugrunde liegt ist außergewöhnlich.

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Berlinale 2025: STRICHKA CHASU (Timestamp) von Kateryna Gornostai

Filmstill

© Oleksandr Roshchyn

In der Ukraine bleiben trotz des Krieges die Schulen geöffnet – die Lehrkräfte unterrichten, so gut es geht. Sie geben den Kindern und Jugendlichen Halt und Unterstützung im Kriegsalltag, ein wertvolles Stück Normalität. Nicht zuletzt ist das Weiter-Unterrichten ein Akt des Widerstands: Hier wird mit Herz und Verstand an einer Zukunft für die nächste Generation gearbeitet. Die erfahrene Dokumentarfilmerin Kateryna Gornostai hat für STRICHKA CHASU den Schulalltag zwischen Luftschutzkellern, ausgebombten Schulgebäuden und Online-Unterricht in verschiedenen Städten der Ukraine begleitet, mal hunderte von Kilometern, mal nur 30 Kilometer von der Front entfernt. Es ist ein starker und feinfühliger Film, der harte Zumutungen, grausame Widersprüche und einen starken Lebenswillen zeigt, ohne sich aufzudrängen.

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19.02.25 22:30

Berlinale 2025: KONTINENTAL ‘25 von Radu Jude

Filmstill
© Filmstill aus Kontinental '25

Das transsilvanische Cluj ist eine echte Boomstadt. Immobilien sind ein lukratives Geschäft, die Altstadt wird radikal gentrifiziert, für die Schwachen in der Gesellschaft gibt es im neoliberalen Rumänien ohnehin nur ein extrem grobmaschiges soziales Netz. Als die Gerichtsvollzieherin Orsolya einen älteren Obdachlosen aus einem Keller vertreiben muss, bringt sich dieser auf grausame Weise um. Die daraus resultierenden Schuldgefühle werfen Orsolya gründlich aus der Bahn. Radu Judes Wettbewerbsbeitrag KONTINENTAL ‘25 zeigt Orsolyas Versuche, einen Weg aus ihrer moralischen Krise zu finden: absurd, tragisch und mit sehr viel bösem schwarzen Humor. Der Film ist eine Herausforderung, die auszuhalten sich lohnt.

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Berlinale 2025: SORDA (DEAF) von Eva Libertad

filmstill - hector, angela und das baby - angela gebärdet gegenüber dem baby
© Distinto Films, Nexus CreaFilms, A Contracorriente

Es ist wie bei Lieblings-Musik: Man geht auch ins Kino, um verstanden zu werden. Man will nicht alleine sein mit der Art, wie man die Welt wahrnimmt. Menschen, die gehörlos sind, erleben die Welt fast ausschließlich visuell und nur in geringem Maße über Geräusche, Töne und Laute. Nur alle paar Jahr kommt ein Film auf die Leinwand, der sich die Mühe macht, diese Welt zu erschließen. SORDA gelingt dies - das zeigen die Reaktionen nach der Vorführung.

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Berlinale 2025: DRØMMER (DREAMS) von Dag Johan Haugerud

Filmstill

© Motlys

Wenn eine junge Schülerin sich in ihre Lehrerin verliebt, dann war das früher ein Fall für Romy Schneider. Heutzutage wird daraus ein Hygge-Film. Dag Johan Haugeruds DRØMMER (DREAMS) ist eine Mischung aus Teenie-Tagebuch, Verbotene-Liebe-Dramolett und liebevoll-kritischer Beobachtung weiblicher Selbstbestimmung im Wandel der Generationen. Dabei folgt er der 17-jährigen Osloer Gymnasiastin Johanne durch ihr Gefühls-Wirrwarr in Bezug auf eine wunderschöne neue Französisch-Lehrerin mit Faible für selbst kreierte Strickmode. Um ihre Gedanken zu sortieren, schreibt Johanne dieses Wirrwar auf, „nachdem alles vorbei ist“. Als die Großmutter und die Mutter Johannes intime Aufzeichnungen zu lesen bekommen, löst das einige Turbulenzen aus. Männer sind in dem Film weitestgehend absent, was ungewöhnlich und durchaus charmant ist.

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Berlinale 2025: BLUE MOON von Richard Linklater

Elisabeth Weiland (Margaret Qualley) und Larry Hart (Ethan Hawk) sprechen miteinander an der Bar. Elisabeth hat einen Blumenstrauß in der Hand.
© Sabrina Lantos / Sony Pictures Classics

Lorenz „Larry“ Hart war ein Genie. Wer den Text für einen Song wie „The Lady Is a Tramp“ (und „Bewitched, Bothered and Bewildered“, „My Funny Valentine“, „Blue Moon“ – die Liste, der Songs, die Klassiker geworden sind, ist sehr, sehr lang) geschrieben hat, kann danach beruhigt sterben. BLUE MOON beginnt mit dem Sterben von Larry Hart, aber von beruhigt kann keine Rede sein: Sturzbetrunken landet er in einer saukalten Novembernacht 1943 in der Gosse einer Straße in Manhattan. Wenige Tage später stirbt er im Krankenhaus im Alter von 48 Jahren. Dann springt die Handlung sechs Monate zurück in den März 1943 zum Premierenabend von „Oklahoma!“, dem ersten Musical, das der Komponist Richard Rogers nicht mehr gemeinsam mit Larry Hart als Texter, sondern mit Oscar Hammerstein II schrieb. Hart (Ethan Hawke) kommt vor allen anderen in der noch fast leeren Bar an, in der die Premierenfeier stattfindet. Es beginnt ein Kammerspiel: Zunächst mit Hart, dem Barkeeper Eddie (Bobby Cannavale) und einer Flasche Whiskey als Hauptdarsteller.

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Berlinale 2025: UNSERE ZEIT WIRD KOMMEN von Ivette Löcker

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© Courtesy sixpackfilm

Die Dokumentation von Yvette Löcker erzählt die Geschichte von Victoria und Siaka, einem Paar Mitte dreißig, das sich nichts sehnlicher wünscht, als in Wien ein gemeinsames, normales Leben zu führen. Doch die gesellschaftlichen Hürden sind hoch – insbesondere für Siaka, der aus Gambia stammt und in Österreich nur schwer Fuß fassen kann. Auf dem Arbeitsmarkt bleiben ihm lediglich einfachste Hilfstätigkeiten, wie das Spülen in einer Restaurantküche, und im Alltag wird er immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert. In der ersten Szene von Ivette Löchers Dokumentation UNSERE ZEIT WIRD KOMMEN steht Siaka vor einem Café. Sichtlich aufgebracht spricht er direkt in die Kamera und schildert, wie er ohne erkennbaren Grund von zwei Männern attackiert wurde. Doch als die von couragierten Gästen alarmierte Polizei eintraf, nahm sie nicht die Angreifer ins Visier – sondern ihn. Statt Schutz zu bekommen, wurde er grob behandelt und mit Verdächtigungen überhäuft. Momente wie diese geben eine Idee davon, was es bedeuten kann, als schwarzer Mensch derzeit in Österreich zu leben.

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18.02.25 19:54

Berlinale 2025: PAUL von Denis Côté

Paul kniet mit gefalteten Händen. Er trägt ein BDSM-Halsband.
© Coop Vidéo de Montréal

Paul lebt in Montreal. Er leidet unter Depressionen und sozialen Ängsten. Außerdem ist er übergewichtig und möchte Gewicht verlieren. Auf seinem Instagram-Kanal postet Paul kurze Videos aus seinem Leben. Er berichtet über seine Probleme und seine Pläne, sein Leben zu ändern. Viele seiner Videos zeigen Paul bei einer ungewöhnlichen Beschäftigung: Er putzt die Wohnungen von Frauen und schlüpft bei seinen Putzdiensten in eine submissive Rolle. Paul gewinnt als „Cleaning Simp Paul“ mit seinen Posts viele Follower. Im Lauf von Denis Côtés dokumentarischem Film zeigt sich, dass diese Beziehungen von Paul zu seinen Dommes therapeutische Wirkung haben.

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Berlinale 2025: EL MENSAJE (THE MESSAGE) von Iván Fund

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© Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo Schiaffino / Rita Cine, Insomnia Films

Es kann vorkommen, dass Menschen von ihren Haustieren sinnstiftende Nachrichten empfangen möchten. Sei es, weil Lumpi ohne erklärlichen Grund auf einmal nicht mehr fressen will. Oder weil Fiffi seit Tagen im Wald herumstreunt und Frauchen sich Sorgen macht, ob es ihr da draußen gut geht. In Iván Funds Wettbewerbsbeitrag EL MENSAJE (THE MESSAGE) ist ein kleines Mädchen dazu in der Lage, Nachrichten von Tieren zu channeln und sie bei Bedarf an die Besitzer zu übermitteln. Weil sich damit Geld machen lässt, ziehen Myriam und Roger mit ihrem Pflegekind Anika in einem klapprigen Camper durch die argentinische Pampa – von Klient zu Klient.

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Berlinale 2025: Pressekonferenz zu BLUE MOON von Richard Linklater

Ethan Hawke und Richard Linklater


Nach 11 Jahren ist der US-amerikanische Regisseur Richard Linklater wieder auf der Berlinale. Für BOYHOOD erhielt er 2014 den Silbernen Bären für die beste Regie. Damals wie heute mit dabei: Ethan Hawke, der in BLUE MOON die Hauptrolle des Songwriters Lorenz Hart spielt

Einer auf der Bühne war 2014 garantiert noch nicht mit dabei:

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17.02.25 22:20

Berlinale 2025: ICH WILL ALLES, HILDEGARD KNEF von Luzia Schmid

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© Privatarchiv Hildegard Knef

Wenn eine Frau in den 1950er Jahren in Deutschland Karriere machen wollte, musste sie sich anpassen – Hildegard Knef tat in vielerlei Hinsicht genau das Gegenteil und hatte trotzdem Erfolg. Regisseurin Luzia Schmid zeichnet in ihrem Dokumentarfilm mithilfe von Archivaufnahmen aus sechs Jahrzehnten, Interviews, O-Tönen und Auszügen aus Knefs autobiografischen Büchern das Porträt einer außergewöhnlich vielseitigen Künstlerin. Eine Frau, die als Schauspielerin, Sängerin und Autorin nicht nur ihre Zeit herausforderte, sondern ihr weit voraus war. Für ihren Mut, sich den Erwartungen der männlich dominierten Nachkriegszeit zu widersetzen, zahlte Hildegard Knef einen hohen Preis. Ihr Leben war geprägt von großen Erfolgen und tiefen Abstürzen – und spielte sich nahezu vollständig vor den Augen der Öffentlichkeit ab. Die Presse feierte sie einerseits mit zahlreichen Homestories, attackierte sie jedoch ebenso oft gnadenlos. Ihre Ehen, Scheidungen, Krankheiten, Finanzkrisen und Schönheitsoperationen wurden genüsslich ausgeschlachtet und waren allgegenwärtiges Thema in den Medien.

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Berlinale 2025: WAS MARIELLE WEISS von Frédéric Hambalek

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© Alexander Griesser

Cooles Gedankenexperiment: Was wäre, wenn die eigene Teenager-Tochter plötzlich übersinnliche Fähigkeiten entwickelt und alles, wirklich ALLES mitbekommt, was die Eltern so in ihrer Abwesenheit tun? Unangenehme Vorstellung, nicht wahr? Frédéric Hambalek hat aus dieser Idee einen großartigen Film gemacht: WAS MARIELLE WEISS ist eine tiefschwarze Komödie mit Herz und Verstand - und ein echter Lichtblick im Berlinale-Wettbewerb.

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Berlinale 75: QUEER AS PUNK von Yihwen Chen


Von links nach rechts: Lisabona Rahman, Regisseurin Yihwen Chen, Faris, Yon und Yoyo

Die Berlinale 75 ist zugleich die letzte Berlinale für das Arsenal am Potsdamer Platz. Gestern Abend zeigte sich, was dieses Kino so besonders gemacht hat. Schon vor der Vorführung des Films QUEER AS PUNK war die Stimmung am Kochen, und als die Bandmitglieder der LGBT-Punkband „Shh...Diam!“ dann nach der Vorstellung auf die Bühne kamen, gab es kein Halten mehr.

Natürlich sind Faris, Yon und Yoyo die Säulen von QUEER AS PUNK. Insbesondere die Schlagfertigkeit und Ironie des Transmanns Faris verleihen dem Film eine unterhaltsame Leichtigkeit – trotz des ernsten Themas.

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Berlinale 2025: A MELHOR MÃE DO MUNDO (THE BEST MOTHER IN THE WORLD) von Anna Muylaert

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© Aline Arruda

Mit geschwollenem Auge und blutender Schramme sitzt Gal in einer Polizeistation in São Paolo. Sie will den Mann anzeigen, mit dem sie zusammenlebt. Im Gespräch mit der zuständigen Mitarbeiterin zuckt ihr Gesicht nervös, auch ihr Körper gibt sich ständig selbst „einen Ruck“. Man merkt: Sie hat allen Mut zusammengenommen, um diesen Schritt zu gehen. In ihren Augen spiegeln sich Härte und Entschlossenheit, aber auch Angst. Nur wenn sie von ihren beiden Kindern spricht, löst sich die Anspannung für einen Moment. Letztlich schreckt sie dann doch vor den Konsequenzen einer Anzeige zurück – und beschließt, einen anderen Weg zu wählen.

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Berlinale 2025: DIE MÖLLNER BRIEFE von Martina Priessner

Ibrahim Arslan und eine Frau schauen auf einen Brief, den die Frau damals geschrieben hat
Ibrahim Arslan und eine der Briefeschreiberin von 1992, © inselfilm produktion

Als die Regisseurin Martina Priessner vor fünf Jahren begann, DIE MÖLLNER BRIEFE zu drehen, hätte sie nicht gedacht, dass wir in Deutschland noch einmal an dem Punkt stehen würden, an dem wir uns heute befinden. Beim Publikumsgespräch nach der Vorführung des Films im Cubix 5 am Alexanderplatz verband sie ihre Worte mit einem dringenden Appell, am 23. Februar wählen zu gehen. Priessners Film macht deutlich, warum.

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16.02.25 22:43

Berlinale 2025: MICKEY 17 von Bong Joon Ho

Filmstill

© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved

Was kommt dabei heraus, wenn man Robert Pattinson, einen irren Sci-Fi-Plot, liebenswerte Riesenasseln mit akustischem Talent zum Hochfrequenzbereich, einen größenwahnsinnigen Politiker-Milliardär und einen genial-radikalen koreanischen Filmemacher miteinander kombiniert? Ein Bandwurmsatz, sorry. Und ein toller Film. MICKEY 17 von PARASITE-Regisseur Bon Joon Ho ist ein absolutes Highlight der Berlinale.

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Berlinale 2025: MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN (PUNCHING THE WORLD) von Constanze Klaue

Der zehnjährige Tobi ruft wütend nach seinem Vater und schlägt mit der Faust gegen ein Rollo.
© Flare Film/Chromosom Film

Irgendwo in der sächsischen Provinz im Jahr 2006. Vater, Mutter und zwei Söhne stehen auf einer Hausbaustelle und schauen erwartungsvoll auf eine Glühbirne. Stolz drückt Vati auf den Lichtschalter, Mutti sagt „endlich haben wir Strom“ und die Kinder freuen sich. Dann flackert die Glühbirne und das Licht geht aus. Allen ist schlagartig klar: Das Leben bleibt eine Baustelle.

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Berlinale 2025: LA TOUR DE GLACE (THE ICE TOWER) von Lucile Hadžihalilovic

Filmstill

© 3B-Davis-Sutor Kolonko-Arte-BR

Die Schneekönigin lebt in einem Turm aus Eis und Schnee. Sie ist wunderschön, aber ihr Herz ist eiskalt. Ihr Kuss zerstört alle Wärme und Liebe in den Herzen der Menschen. Die junge Jeanne ist fasziniert von diesem Märchen. Die Teenagerin lebt in den 1970er Jahren in einem Heim für Waisenkinder hoch oben in den Bergen, und immer wieder stiehlt sie sich davon, um dem verführerischen Schnee und Eis nahe zu sein. Eines Tages nimmt sie Reißaus und findet zufällig Unterschlupf im Keller eines Filmstudios. Am Filmset trifft Jeanne auf den Star des Films, der dort gerade gedreht wird: die Schneekönigin. Und sie ist genauso schön und kalt wie im Märchen.

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Berlinale 2025: KÖLN 75 von Ido Fluk

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© Wolfgang Ennenbach / One Two Films

So viel Spoiler sei erlaubt: wer erwartet, etwas vom Köln Konzert zu hören, wird enttäuscht sein. Kein einziger Tastenschlag des legendären Konzerts wird erklingen. Aber das ist ja auch das Prinzip des Films. Die Off-Stimme stellt es gleich zu Beginn klar und bemüht einen Vergleich mit Michelangelo: Die Deckenmalereien in der Sixtinischen Kapelle in Rom sind atemberaubend – aber ist es nicht ein Wahnsinn, dass überhaupt ein Gerüst gebaut wurde, um in dieser Höhe malen zu können? OK, verstanden! Doch ist das "Gerüst" des Köln Konzerts wirklich so spannend, dass es einen abendfüllenden Kinofilm tragen kann? Ja - denn das Gerüst heißt Vera Brandes.

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LITTLE BOY von James Benning

Der Regisseur des Films Little Boy James Benning
James Benning beantwortet Fragen nach der Berlinale-Premiere im Delphi Filmpalast.

„Der Film ist wirklich deprimierend“, sagt Regisseur James Benning mit entschuldigendem Lächeln nach der Berlinale-Premiere über seinen Dokumentarfilm LITTLE BOY. Ja, das kann man definitiv sagen. Der Film ist deprimierend. Er ist deprimierend, weil wir Ausschnitte aus sieben politischen Reden zwischen 1960 und 2016 hören. Reden über Frieden und Krieg, soziale Probleme und Umweltzerstörung – und haben wir das Gefühl, dass die Themen dieselben geblieben sind, ohne dass wir einer Lösung nähergekommen sind. Und zum Abschluss gibt es dann noch einige Worte von US-Präsident Harry S. Truman zum Abwurf der ersten Atombombe, also von „Little Boy“, auf Hiroshima im Jahr 1945. Fürwahr deprimierend.

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Berlinale 2025: PATERNAL LEAVE von Alissa Jung

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© Match Factory Productions, Wildside

Die 15-jährige Leo (Juli Grabenhenrich) erfährt zufällig, dass ihr biologischer Vater als Surflehrer an der Küste Norditaliens lebt. Nach einem Streit mit ihrer Mutter beschließt sie, sich heimlich und ohne Geld auf die Suche nach ihm zu machen. Im Gepäck hat sie nicht nur viele Fragen, sondern auch jede Menge Wut. Vor allem möchte sie wissen, warum sich ihr Vater nie um sie gekümmert hat, obwohl er von ihrer Existenz wusste. Als sie es tatsächlich schafft, ihren Vater in Norditalien aufzuspüren, beginnt für beide eine aufwühlende Zeit des Kennenlernens – geprägt von Nähe und Distanz, Anziehung und Ablehnung.

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MICHTAV LE'DAVID (LETTER TO DAVID) von Tom Shoval

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© Orit Azoulay

Der Film von Regisseur Tom Shoval ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Als Film ist er eine Meisterleistung, zugleich ein schmerzhaftes Zeitdokument über die Grauen des 7. Oktobers. An jenem Tag werden zahlreiche Gemeinden im Süden Israels angegriffen, verwüstet, niedergebrannt. Die Hamas ermordet 1.200 Menschen, viele weitere werden entführt. Besonders hart trifft es den Kibbuz Nir Oz.

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Berlinale 2025: ARI von Léonor Serraille

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© Geko Films- Blue Monday Productions - ARTE France - PICTANOVO - Wrong Men - 2025

Nah, ganz nah sind wir der Hauptfigur: einem sensiblen jungen Grundschullehrer, der an sich und der Welt zu zerbrechen droht. Die Kamera erforscht vorsichtig seine magere Gestalt, die wachen blauen Augen, das Lächeln, die langgliedrigen Hände, das Gesicht, das strahlend offen sein kann oder aus Angst und Wut zur Maske erstarrt. ARI heißt die Hauptfigur in dem Wettbewerbs-Beitrag der Französin Léonor Serraille, und so heißt auch der Film. Ari trägt die sanfte, stark machende Zuwendung seiner früh verstorbenen Mutter in sich, aber er schafft es selten, diese innere Kraft im turbulenten Schulalltag erfolgreich einzubringen. Es ist schwer, die quirligen Kinder bei der Stange zu halten, und allzu oft bricht das blanke Chaos über ihn und die Klasse herein. Bei einem Besuch der Schulinspektorin erleidet er einen Zusammenbruch und kündigt daraufhin seinen Job. Worauf der Vater ihn vor die Tür setzt. Nun muss sich der junge Mann auf die Suche machen – nach etwas in seinem Inneren, dass ihm hilft, zu leben.

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15.02.25 18:25

Berlinale 2025: FRIENDSHIP'S DEATH von Peter Wollen

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© Courtesy of BFI Distribution

Für ihre Rede bei der Eröffnungsgala wurde Tilda Swinton schon zu Recht ausgiebig gefeiert. Diese Stil-Ikone, bei der alles perfekt sitzt; auch und besonders die Worte. Sie hat es geschafft, die Wertschätzung gegenüber der Berlinale auszudrücken, und trotzdem ihre klare Haltung zu Menschenrechtsfragen anzudeuten, mit dem Verweis auf Gaza. Und nun sollte einen Tag später noch ein ziemlich alter Film mit ihr laufen, von dem ich noch nie gehört hatte.

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Berlinale 2025: PK zu Köln 75

Bild von vielen leeren Stühlen auf der Pressekonferenz

Natürlich wünscht man sich etwas anderes zu der Weltpremiere seines Films. Doch abseits des Wettbewerbs haben es Film nun mal schwer, Aufmerksamkeit zu bekommen - und so muss man mit einer Handvoll Journalisten zufrieden sein, die zu der Pressekonferenz erscheinen. Dabei ergibt sich dann dann auch zum Glück die Gelegenheit für Regisseur Ido Fluk, das Geheimnis zu lüften, warum es in KÖLN 75 vom eigentlichen Konzert nichts zu hören gibt.

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Berlinale 2025: HJEM KAERE HJEM (HOME SWEET HOME) von Frelle Petersen


© Rolf Konow


Im Mittelpunkt von HJEM KAERE HJEM steht die junge Sofie (Jette Søndergaard), die in einem kleinen dänischen Ort einen beruflichen Neuanfang wagt. Sie nimmt eine Stelle als Pflegekraft bei einem ambulanten Pflegedienst an. Schon in den ersten Szenen des Films wird deutlich, warum diese Arbeit als "Dienst am Menschen" bezeichnet wird. Kaum ein anderer Beruf erfordert eine derart enge, oft intime Verbindung zu anderen Menschen wie die häusliche Pflege, insbesondere bei schwerkranken, alten Patienten. Der Arbeitsalltag von Sofie ist geprägt von Zeitdruck, Bürokratie, schlechter Bezahlung und wenig gesellschaftlicher Anerkennung. Trotz der enormen physischen und psychischen Belastung bemüht sie sich von Anfang an, innerhalb ihres eng getakteten Dienstplans eine persönliche und liebevolle Beziehung zu den von ihr betreuten Senioren aufzubauen. Diese Hingabe macht Sofie schnell beliebt bei ihren Kunden und Kollegen, doch sie zahlt dafür einen hohen persönlichen Preis

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14.02.25 23:00

Berlinale 2025: A COMPLETE UNKNOWN (LIKE A COMPLETE UNKNOWN) von James Mangold

Timothee Chalamet spielt als Bob Dylan eine elektrische Gitarre
© 2024 Searchlight Pictures

Als die Dylanologen hörten, dass eine Frau (eine Frau!) auf dem Newport Folk Festival von 1965 „Judas!“ schrie und Gott von der Bühne zurückgrummelte „I don’t believe you“, zerrissen die Dylanologen ihre Kleider, eilten hinaus unter das Volk und riefen: James Mangold, was tust Du? Und die Dylanologen keppelten und keiften. Denn hatte sich jener Wortwechsel zwischen einem erzürnten Mann (Natürlich ein Mann, wie könnte es auch anders sein? Seit Jahrzehnten streiten sich mehrere Männer um die Ehre, völligen Blödsinn geschrien zu haben.) und Gott nicht in Wahrheit in der Free Trade Hall zu Manchester am 17. Mai 1966 zugetragen? ICH aber sage Euch: Es ist völlig wurscht, wer an welchem Tag wo „Judas!“ gerufen hat: God didn’t give a shit anyway, god and his band were playing „fucking loud“.

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Berlinale 2025: HOT MILK von Rebecca Lenkiewicz

Hot-Milk1.jpg

© Nikos Nikolopoulos / MUBI

Um es gleich vorwegzusagen: Das einzig wirklich Gute an dem Film ist Fiona Shaw. Dazu ein paar toll gespielte Mutter-Tochter-Psychowahnsinn-Szenen. Eine Handvoll komischer Momente, in denen ein Messer, eine Schlange und bärtige Machos eine Rolle spielen. Und ein paar schöne Flamenco-Einlagen von Kindern am Strand (das aber nur, wenn man Flamenco sehr mag). Ansonsten ist der Wettbewerbsbeitrag HOT MILK der renommierten Dramatikerin und Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz, die hier erstmals Regie führte, leider eine ziemliche Vollkatastrophe. Überambitioniert, überladen, gestelzte Dialoge. Alles doppelt und dreifach ausbuchstabiert wie in einem Proseminar. Eine komplett überflüssige Liebesgeschichte, die sich in jeder Sekunde künstlich, gewollt und unglaubwürdig anfühlt. Drehbuch und Regie funktionieren einfach nicht. HOT MILK wäre dem Berlinale-Wettbewerb besser erspart geblieben.

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Berlinale 2025- PK zu A COMPLETE UNKNOWN mit Timothée Chalamet

Timothée Chalamet auf Pressekonferenz


Die Erwartungen an Timothée Chalamet sind hoch. Im vergleichsweise kleinen Staraufgebot der Berlinale soll er für Glanz und Glamour sorgen. Entsprechend groß war heute auch der Fan-Andrang vor dem Hyatt Hotel, wo er als einziges Mitglied der Filmcrew des Bob-Dylan-Biopics A COMPLETE UNKNOWN eine Pressekonferenz gab.

Seit zwei Monaten reist er nun um die Welt, um den Film von James Mangold vorzustellen – eine vergleichsweise kurze Zeit im Gegensatz zu den fünf Jahren, die er sich auf diese Rolle vorbereitet hat. Eines wird schnell klar: Er ist ein leidenschaftlicher Fan von Dylan, Mangold und dem Film selbst.

In Berlin zeigt sich Chalamet zwar übermüdet, aber dennoch gut gelaunt. Ein BVB-Shirt trägt er übrigens nicht – es ist ein Vintage-Shirt aus den 90ern des US-Fußballclubs Columbus Crew.

Berlinale 2025: PK mit Tilda Swinton

Tilda Swinton im Profil
Copyright festivalblog.com

Pressekonferenzen anlässlich der Verleihung des Ehrenbären sind immer etwas Besonderes. Statt Lobhudelei und Filmpromotion gibt es die Gelegenheit, tiefer in die Welt einer Filmkünstler:in einzutauchen. Die Gespräche mit Michael Ballhaus, Martin Scorsese und Steven Spielberg sind mir hier besonders in Erinnerung geblieben. Ob das gelingt, liegt natürlich stark an der Moderation. Die neue Festivalchefin Tricia Tuttle begnügte sich mit 3 Sätzen zur Einleitung und überließ dann Tilda Swinton den Fragen der Journalist:innen. Eine gute Idee?

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13.02.25 23:28

Berlinale 2025: Bärmas

Selten bekommt man zwei Wünsche gleichzeitig erfüllt. Dieses Jahr scheinen aber Weihnachten und die Berlinale zusammenzufallen.

Berlinalepalast und davor Schneetreiben

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Berlinale 2025: DAS LICHT (THE LIGHT) von Tom Tykwer

Filmstill-eine-Frau-im-Dunkeln-vor-dem-Licht-einer-Lampe
© Frederic Batier / X Verleih

Eine dysfunktionale Familie der Berliner Awareness-Bohème, eine aus Syrien geflüchtete Frau, die ihre eigene Familie zurücklassen musste, und eine geheimnisvolle Lampe mit heilenden Kräften: Das sind die Zutaten für Tom Tykwers DAS LICHT, den Eröffnungsfilm der Berlinale. 162 Minuten lang wird hier eine Geschichte von Selbstverleugnung und Erkenntnis, Einsamkeit und Zusammenhalt, Schmerz und Heilung erzählt, die sich zwischen allen Genres und Realitätsebenen bewegt, mal komisch, mal tragisch, mal ernst und mal albern über die Leinwand fegt. Das funktioniert zum Teil sehr gut, und zum Teil leider gar nicht.

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Berlinale 2025: EINER VON UNS BEIDEN (ONE OR THE OTHER OF US) von Wolfgang Petersen

Filmstill Die beiden Hauptfiguren dargestellt von Klaus Schwarzkopf und Jürgen Prochnow kämpfen am Seeufer
Quelle: Deutsche Kinemathek © Beta Film

EINER VON UNS BEIDEN ist das Spielfilmdebüt von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1974. Es ist ein Film über das Psychoduell zweier sehr verschiedener Männer und ein Film über zwei sehr verschiedene Berliner Milieus – Wannsee und Kreuzberg. Dass sich aus der Konfrontation eines Soziologieprofessors (Klaus Schwarzkopf) und eines gescheiterten Soziologiestudenten (Jürgen Prochnow) so viel Spannung ziehen lässt, zeigt auch nach 50 Jahren, wie einfach es ist, einen Klassefilm zu machen: Man braucht nur gute Darsteller – neben Schwarzkopf und Prochnow, Elke Sommer, Otto Sander, Claus Theo Gärtner und Berta Drews (!), ein herausragendes Drehbuch von Horst Bosetzky alias -ky und einen Regisseur mit interessanten Ideen, der sich auf das Wesentliche konzentriert. It’s the story, stupid!

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12.02.25 16:25

Berlinale 2025: PETER HUJAR’S DAY von Ira Sachs

Filmstill-am man lying on a bed

© One Two Films

Was macht so ein Künstler bloß den lieben langen Tag? Linda Rosenkrantz, Autorin des "nonfiction-fiction" Romans "Talk" und bestens vernetzt in der New Yorker Kunstszene, wollte das 1974 genauer wissen. Sie bat einige ihrer Kunstfreunde, über einen beliebigen Tag ihres Lebens minutiös Buch zu führen. Danach unterhielt sie sich mit ihnen darüber und nahm das Gespräch auf Tonband auf. So auch mit dem Fotografen Peter Hujar – der erst nach seinem viel zu frühen Tod 1987 wirklich bekannt wurde. Das Tape selbst ist bis heute verschollen, vor einigen Jahren tauchte jedoch ein Transkript auf. Rosenkrantz veröffentlichte „Peter Hujar’s Day“ 2021 schließlich doch noch als Buch – und Independent-Filmemacher Ira Sachs hat nun daraus einen überraschend spannenden Film gemacht, der mit Ben Wishaw in der Titelrolle im Panorama der Berlinale läuft.

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31.01.25 13:42

Jenseits vom Festival: PADDINGTON IN PERU von Dougal Wilson

Filmstill
© Studiocanal

Er hat gegen Nicole Kidman gekämpft und mit der Queen Tee getrunken! Er hat Hugh Grant als Bösewicht mit gespaltener Persönlichkeit überlebt und einen fiesen Männerknast in einen rosa Traum verwandelt. Und er hat die Herzen von Millionen Kinozuschauern erobert – kleinen wie großen. Leider hat Paddington seine Fans auch fast acht Jahre lang auf den dritten Film der Reihe warten lassen. Nun ist „Paddington in Peru“ endlich in den deutschen Kinos gestartet. Das hat uns so gefreut, dass an dieser Stelle ein kleiner Schlenker von der üblichen Festival-Berichterstattung auf Festivalblog zu „Jenseits vom Festival“ erlaubt sei!

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04.01.25 18:01

Tilda Swinton erhält den Goldenen Ehrenbären der Berlinale 2025

Porträtfoto von Tilda Swinton
© Brigitte Lacombe

Die Berlinale ehrt die schottische Schauspielerin Tilda Swinton bei den 75. Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die Verleihung findet am 13. Februar 2025 während der Eröffnungsgala im Berlinale Palast statt.

Swinton hat in ihrer Karriere u.a. mit den Regisseuren Derek Jarman, Jim Jarmusch, Luca Guadagnino und Bong Joon Ho zusammengearbeitet. Ihre Rollen umfassen Werke wie ORLANDO (1992), MICHAEL CLAYTON (2007) und ONLY LOVERS LEFT ALIVE (2013). Zuletzt war sie in ASTEROID CITY (2023), THE KILLER (2023) und THE ROOM NEXT DOOR (2024).

Die Berlinale hat für Swinton eine besondere Bedeutung, da sie 1986 mit Derek Jarmans Caravaggio erstmals das Festival besuchte. Seitdem war sie in 26 Filmen des Berlinale-Programms vertreten. 2009 war Tilda Swinton Jurypräsidentin des Festivals.

07.07.24 15:27

Filmfest München 2024: Die Preisträger

CineCoPro Award

TO A LAND UNKNOWN von Mahdi Fleifel

CineMasters Award

EINE ERKLÄRUNG FÜR ALLES von Gábor Reisz

CineVision Award

SIMÓN DE LA MONTAÑA von Federico Luis

CineRebels Award

VIÊT AND NAM von Minh Quý Trang

CineKindl Award

LARS IST LOL von Eirik Sæter Stordahl

Young Jury Award

HOARD von Luna Carmoon

Publikumspreis National

FÜHRER UND VERFÜHRER von Joachim A. Lang

Publikumspreis International

Samia von Yasemin Samdereli

Publikumspreis CineKindl

DÌDI von Sean Wang

FIPRESCI-Preis (Filmkritik)

SAD JOKES von Fabian Stumm

Filmfest München 2024: Eine erste Bilanz

Nach einer Woche kann das Filmfest München zum Abschluss der diesjährigen Ausgabe sehr gute Zahlen vermelden: bei den rund 500 Filmvorführungen gab es 71000 Besuche. Zum Filmfest kamen u.a. Kate Winslet, Viggo Mortensen, Jessica Lange, Isabelle Huppert und Trine Dyrholm. Entsprechend begeistert äußern sich Christoph Gröner und Julia Weigl, das Leitungsduo des Filmfest München: "Ein wunderbar offenes Publikum hat ein Festival der Entdeckungen wirklich angenommen und gefeiert. Kino hat einfach die Kraft, Menschen zu verbinden – wir danken für die Neugier, den Jubel und die Begeisterung für Kino und Fernsehen in all seinen Facetten."

20.05.24 11:26

DOK.fest München 2024: ZWISCHEN UNS GOTT von Rebecca Hirneise

Regisseurin Rebecca Hirneise (rechts) mit einer Ihrer Tanten
Regisseurin Rebecca Hirneise (rechts) mit einer Ihrer Tanten, Copyright Ruth Beckermann Filmproduction GmbH

Viele kennen diese Situation: im Gespräch mit Freund:innen oder Familie kommen wir an einen unhintergehbaren Punkt. Jede Seite hat an diesem Punkt Annahmen, die nicht mehr diskutierbar sind. Hier stehen massive feststehende Wahrheiten auf uneinnehmbaren Inseln. Im Alltag versuchen wir, diese Inseln zu umschiffen. Nur so können wir miteinander leben.

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12.05.24 13:52

Preise DOK.fest München 2024

Gruppenfoto Preisträger*innen mit Festivalleiter Daniel Sponsel, © DOK.fest München

Alles Preisträger-Film laufen noch einmal am Sonntag, den 12. Mai in den Festivalkinos.

VIKTOR DOK.international Main Competition

JOHATSU – INTO THIN AIR von Andreas Hartmann und Arata Mori

VIKTOR DOK.deutsch Wettbewerb

ZWISCHEN UNS GOTT von Rebecca Hirneise

VIKTOR DOK.horizonte Competition – Cinema of Urgency

KAMAY von Ilyas Yourish und Shahrokh Bikaran

FFF-Förderpreis Dokumentarfilm

EXILE NEVER ENDS von Bahar Bekta?

megaherz Student Award

HAUSNUMMER NULL von Lilith Kugler

kinokino Publikumspreis

JENSEITS VON SCHULD von Katharina Köster und Katrin Nemec

02.05.24 20:41

DOK.fest München 2024

bild von der eröffnungsveranstaltung dok.fest münchen
© DOK.fest München

Das 39. DOK.fest München eröffnete am 1. Mai im Deutschen Theater, das bis zum letzten Platz besetzt war. Gezeigt wurde die Premiere von "WATCHING YOU – DIE WELT VON PALANTIR UND ALEX KARP" von Klaus Stern. Neben dem Regisseur und dem Filmteam waren auch die Hauptfiguren Christina Kyriasoglou und Alfredas Chmieliauskas anwesend. Der Film beleuchtet die ambivalente Rolle von Palantir Technologies und seinem Gründer Alex Karp, der mit der Software "Gotham" Staaten die Überwachung seiner Bürger ermöglicht. Stern präsentiert ein nuanciertes Bild, das nicht in Schwarz-Weiß-Malerei verfällt. Der langanhaltende Applaus des Publikums unterstreicht die Relevanz des Films, der den programmatischen Auftakt für das Festival bildet. Unter dem Motto "FILMMAKING IN EXILE" kooperiert das DOK.fest mit dem "Goethe-Institut im Exil", um Filmemacher*innen aus Ländern wie dem Iran und Belarus eine Plattform zu bieten. Zudem rückt die Reihe "DOK.focus DEMOCRAZY" die Bedrohung der Demokratie in europäischen Ländern in den Fokus.

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