DOK.fest München 2024

03.03.24 12:13

Die Berlinale - Ein politisches Festival

Die Berlinale hat es nicht leicht. Etatkürzungen, die Konkurrenz der Streamingdienste, die Dominanz von Cannes und dann auch noch die ungelenken Scharmützel um die Berlinale- Leitung. Am Rande einer Pressekonferenz sieht ein französischer Journalist die Zukunft der Berlinale in der Stärkung ihres Markenkerns des Politischen. Es sei dahingestellt, ob das helfen würde. Klar ist aber, dass 2024 mit den Diskussionen nach Festivalende die Berlinale politisch geworden ist, wie selten zuvor.

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26.02.24 14:00

Interview mit Josef Hader zu ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

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© wega Film

Josef Hader, österreichischer Kabarettist, Autor, Regisseur und Schauspieler, stellte mit ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN im Panorama der diesjährigen Berlinale seine zweite Regiearbeit seit WILDE MAUS (2017) vor. Im Zentrum des Films steht Andrea (Birgit Minichmayr), eine junge Polizistin, aus einem niederösterreichischen Dorf, die ihre Heimat hinter sich lassen will. Dabei erweist sich ihr Ehemann als Hindernis der besonderen Art. Neben der Regiearbeit schrieb Hader das Drehbuch mit Florian Kloibhofer und spielte die Rolle des Religionslehrers Franz. Außerdem spielen mit: Thomas Schubert (bekannt aus ROTER HIMMEL), Robert Stadlober und Thomas Stipsits. Der Film startet am 4. April in den deutschen Kinos.
Festivalblog (Steffen Wagner und Tiziana Zugaro) hat mit Josef Hader über seinen Film gesprochen.

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24.02.24 18:53

Berlinale 2024: Die Bären

Goldener Bär für den Besten Film

DAHOMEY von Mati Diop

dohomay_k.jpg © Les Films du Bal - Fanta Sy

Silberner Bär Großer Preis der Jury

YEOHAENGJAUI PILYO (A TRAVELER’S NEEDS) von Hong Sangsoo © 2024 Jeonwonsa Film Co.

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Silberner Bär Preis der Jury

L’ EMPIRE (THE EMPIRE) von Bruno Dumont

filmstill © Tessalit Productions

Silberner Bär für die Beste Regie

Nelson Carlos De Los Santos Arias für die Regie in Pepe

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© Monte & Culebra

Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle

Sebastian Stan für die Hauptrolle in A DIFFERENT MAN von Aaron Schimberg

Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle

Emily Watson für ihre Rolle in SMALL THINGS LIKE THESE von Tim Mielants

Silberner Bär für das Beste Drehbuch

Matthias Glasner für das Drehbuch von STERBEN (DYING)

Sterben_1_klein.jpg © Jakub Bejnarowicz / Port au Prince, Schwarzweiss, Senator

Silberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung

Martin Gschlacht für die Kamerarbeit in DES TEUFELS BAD von Veronika Franz und Severin Fiala

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© Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimatfilm

Encounters – Preis für den Besten Film

DIRECT ACTION von Guillaume Cailleau und Ben Russell

Encounters – Preis für die Beste Regie

CIDADE; CAMPO von Juliana Rojas

Encounters – Spezialpreis der Jury (ex aequo)

KHAMYAZEYE BOZORG (THE GREAT YAWN OF HISTORY) von Aliyar Rasti

KONG FANG JIAN LI DE NV REN (SOME RAIN MUST FALL) von Qiu Yang

BERLINALE DOKUMENTARFILMPREIS

NO OTHER LAND von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szo

filmstill

GWFF PREIS BESTER ERSTLINGSFILM

CU LI KHÔNG BAO GI? KHÓC (CU LI NEVER CRIES) von Pham Ngoc Lân

Goldener Bär Bester Kurzfilm

UN MOVIMIENTO EXTRAÑO (An Odd Turn) von Francisco Lezama

Silberner Bär Preis der Jury - Kurzfilm

RE TIAN WU HOU (REMAINS OF THE HOT DAY) von Wenqian Zhang

Berlinale 2024: Preise der Unabhängigen Jurys

Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost - Wettbewerb

STERBEN (DYING) von Matthias Glasner

Matthias Glassner mit Jury Matthias Glassner mit der Jury der Berliner Morgenpost

Preis der Leser:innen jury des Tagesspiegel Encounters

UNE FAMILLE (A FAMILY) von Christine Angot

CICAE ART CINEMA

Panorama

SEX von Dag Johan Haugerud

Forum

SHAHID von Narges Kalhor

Regisseurin und Cast bei der Preisverleihung Narges Kalhor und Crew bei der Preisverleihung

CALIGARI-FILMPREIS

SHAHID von Narges Kalhor

TEDDY AWARDS

Bester Spielfilm

ALL SHALL BE WELL von Ray Yeung

Bester Dokumentar-/Essayfilm

TEACHES OF PEACHES von Philipp Fussenegger, Judy Landkammer

PREISE DER ÖKUMENISCHEN JURY

Wettbewerb

KEYKE MAHBOOBE MAN (MY FAVOURITE CAKE) von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha

schauspieler_favorite_cake_klein.jpg Stellvertetend für den Regisseur, der nicht aus dem Iran ausreisen durfte, nehmen die Schauspieler:innen Lily Farhadpour und Esmail Mehrabden Preis entgegen

Panorama

SEX von Dag Johan

Forum

MARIJAS KLUSUMS (MARIA‘S SILENCE) von Davis Simanis

AMNESTY INTERNATIONAL FILMPREIS

THE STRANGERS’ CASE von Brandt Andersen

GILDE FILMPREIS IM WETTBEWERB

STERBEN (DYING) von Matthias Glasner

GILDE – CINEMA VISION 14 plus

LAST SWIM von Sasha Nathwani

Berlinale 2024: THE OUTRUN von Nora Fingscheidt

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© The Outrun

THE OUTRUN basiert auf der Autobiographie der schottischen Autorin Amy Liprot, die auf den Orkney-Inseln geboren wurde und nach einem ausschweifenden Leben in London lange mit ihrer Alkohol- und Drogensucht zu kämpfen hatte. Fingscheidt beginnt ihren Film mit Aufnahmen der rauen Natur der Orkney-Inseln und der Legende über die Selkies. Diese Mischwesen aus dem Sagenschatz der Inseln lebten als Robben im Meer, konnten sich aber in Menschen verwandeln und unerkannt unter ihnen leben. Dieses Leben als Mensch hatte allerdings seinen Preis und die Selkies konnten an Land niemals glücklich werden.

Auch Rona, die Hauptfigur aus THE OUTRUN, fühlt sich weder in ihrer Wahlheimat London noch in ihrer Ursprungsfamilie auf den Orkney-Inseln wirklich zu Hause. Sie bekämpft ihrer innere Zerrissenheit mit exzessivem Alkoholkonsum und ausgiebigem Partyleben und hat bereits mehrere erfolglose Therapien hinter sich. Das THE OUTRUN trotz schwerer Themen kein deprimierendes Drogenentzugsdrama geworden ist, liegt vor allem an der kunstvollen Machart des Films und an der herausragenden Hauptdarstellerin (Saoirse Ronan). Durch die Verknüpfung verschiedener Zeitebenen, die spektakulären Naturaufnahmen und die zahlreichen Referenzen auf die schottische Mythenwelt entsteht eine einzigartige Atmosphäre, der sich die Zuschauer kaum entziehen können. Immer wieder werden Parallelen zwischen den Menschen, den Tieren und der Landschaft hergestellt und es ist kein Zufall, dass es Rona erst in der Abgeschiedenheit einer einsamen Hütte inmitten der rauen Natur der Orkney Inseln schafft, wirklich zu sich zu finden. Ein beeindruckender Film vor einer großartigen Naturkulisse mit einer Hauptdarstellerin, die man so schnell nicht wieder vergisst. Für mich mein klarer Favorit der diesjährigen Berlinale.

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Berlinale 2024: Bärentipps

Gummibärchen

Traditionell stellt sich die festivalblog Redaktion am Tag der Preisvergabe der immer wieder schwierigen Aufgabe der Bärentipps.

23.02.24 15:01

Berlinale 2024: TREASURE von Julia von Heinz

Filmstill, Edek und Ruth sitzen an einem Tisch und schauen sich an
© Anne Wilk

Ein Film über Holocaust-Überlebende erscheint heute dringender denn je. Daher wollte Julia von Heinz TREASURE auch unbedingt auf der Berlinale zeigen und hat bis ein paar Tage vor der Premiere an dem Film gearbeitet. Das Thema erfordert aber auch viel Fingerspitzengefühl, besonders wenn die erzählte Geschichte etwas Leichtes haben soll. Von der Besetzungsliste konnte man annehmen, dass zumindest die Schauspieler:innen der Herausforderung gewachsen waren. Lena Dunham und Stephen Fry spielen die Hauptrollen, der bekannte polnische Schauspieler Zbigniew Zamachowski eine wichtige Nebenrolle.

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Berlinale 2024: BÜRGSCHAFT FÜR EIN JAHR (ON PROBATION) von Herrmann Zschoche

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© Waltraut Pathenheimer / DEFA Stiftung

Aus den Rubriken "endlich gesehen" und "Live-Kommentar im Kino"

In meiner persönlichen Rubrik „endlich gesehen“ (und dazu noch auf der Kino-Leinwand!) nimmt neben ENGEL AUS EISEN (1980) von Thomas Brasch nun auch der DEFA-Film BÜRGSCHAFT FÜR EIN JAHR (1981) von Herrmann Zschoche mit der großartigen Katrin Sass einen Ehrenplatz ein.

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22.02.24 22:51

Berlinale 2024: MÉ EL AÏN (WHO DO I BELONG TO?) von Meryam Joobeur

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© Tanit Films, Midi La Nuit, Instinct Bleu

Ein Dorf im Norden Tunesiens, nicht weit entfernt von den Klippen und dem Strand zum Mittelmeer. Eine Bauernfamilie, Mutter Aicha, Vater Brahim und drei Söhne führen ein karges, aber von Liebe geprägtes Leben. Eines Nachts verlassen die älteren beiden Söhne heimlich das Zuhause. Bald wird den Eltern klar: Sie haben sich als IS-Terroristen dem syrischen Bürgerkrieg angeschlossen. Als nach einigen Monaten nur einer der beiden Söhne, Mehdi – offensichtlich traumatisiert – heimkehrt, hat er eine geheimnisvolle, vollverschleierten und hochschwangere Frau bei sich. Plötzlich geschehen merkwürdige und gewaltsame Dinge in dem kleinen Dorf. Der Wettbewerbseitrag MÉ EL AÏN der tunesisch-kanadischen Regisseurin Meryam Joobeur ist eine souverän inszenierte Annäherung an das Grauen, das Krieg und Terror bei den davon betroffenen Menschen auslösen.

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Berlinale 2024: CHIME von Kiyoshi Kurosawa

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© 2023 Roadstead

Matsuoka (Mutsuo Yoshioka) Ist Lehrer an einer Kochschule. Er ist ein guter Lehrer: motiviert, aufmerksam und geduldig. Auch von seinem etwas seltsamen Schüler Tashiro lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Tashiro behauptet, einen Gong zu hören. Er wirkt oft abwesend und starrt ins Nichts, um dann plötzlich beim Kochen Übereifer zu entwickeln. Plötzlich behauptet Tashiro, dass eine Hälfte seines Gehirns aus einem Computer besteht. Auch das nimmt sein Kochlehrer höflich, aber stoisch, zur Kenntnis. Dann tut Tashiro etwas, das Matsuoka und den Zuschauer aus dem seelischen Gleichgewicht bringt.

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Berlinale 2024: TEACHES OF PEACHES von Philipp Fussenegger und Judy Landkammer

Filmstill, Peaches Anfang der 2000er Jahre in der Badewanne beim Interview
© Bell Media Inc

Zusammen mit ihrem kanadischen Kumpel Chilly Gonzales steht die Performerin und Elektropunk-Ikone Peaches stellvertretend für die Berlin-Zeit Anfang der 2000er Jahre. Die Stadt hatte immer noch einen dreckigen Charme, die Fassaden in Ostberlin waren noch nicht perfekt verputzt, sehr vieles schien möglich. Während zu dieser Zeit in Nordamerika Peaches Acts nicht verstanden wurden, hieß es in Berlin auf einmal „weird ones first“ und Peaches entfachte einem ekstatischen Sturm.

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21.02.24 22:30

Berlinale 2024: BLACK TEA von Abderrahmane Sissako

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© Olivier Marceny / Cinéfrance Studios / Archipel 35 / Dune Vision

Die Braut sagt „nein“: Aya, eine junge Frau aus der Republik Côte d’Ivoire, lässt am Altar ihren zukünftigen Mann und ihr bisherigen Leben hinter sich und wandert nach China aus. Cut. Aya lebt in einem quirligen Stadtviertel von Guangzhou, das wegen seiner großen afrikanischen Community „Chocolate City“ genannt wird. Sie arbeitet in einem kleinen Teeladen. Cai (!), der chinesische Besitzer des Ladens, teilt mehr mit Aya als die Liebe zum Tee. Doch nicht nur Aya hat eine komplizierte Vergangenheit – BLACK TEA von Abderrahmane Sissako ist eine Mischung aus Liebesfilm, Märchen und Selbstfindungsgeschichte. Mit der „Chocolate City“ kreiert er einen nahezu utopisch anmutenden Raum, der erwartbare Barrieren zwischen Menschen und Kulturen in Frage stellt. Leider kommt man sich als Zuschauer über weite Strecken hinweg wie in einer mittelmäßigen Seifenoper vor.

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Berlinale 2024: GLORIA! Von Margherita Vicario

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© tempesta srl

Einerseits: eine zuckrige Schmonzette mit schlechtem Schnulzen-Soundtrack. Andererseits: Ein anarchisches, lebensbejahendes Märchen, an das wir glauben sollen. Sowas kriegen wohl nur die Italiener hin (ich darf das sagen). GLORIA!, der Wettbewerbsbeitrag der italienische Popsängerin goes Regisseurin Margherita Vicario hat bei der Pressevorführungen Buhrufe und Beifall gleichermaßen ausgelöst. Wer einen Sinn fürs Lustig-Anarchische hat, sich nicht daran stört, dass der Film melodramatisch sehr (!) dick aufträgt und es erfrischend findet, dass in einer Geschichte, die um 1800 spielt, die Figuren romantische Musik, Jazz und Popmelodien für sich entdecken, ist hier gut aufgehoben. Alle andere werden wenig Freude an dem Film haben.

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Berlinale 2024: Premiere von ELF MAL MORGEN: BERLINALE MEETS FUSSBALL

foto von der einführung vor der vorstellung
Unterstützt durch Gebärdensprachdolmetscher:innen führte Mariëtte Rissenbeek in den Film ein


Natürlich ist Kino die große Leinwand. Aber es ist auch die Gemeinschaft im Kinosaal, die Kino zum Kino macht. Das ließ sich heute sehr schön bei der Premiere von ELF MAL MORGEN im Haus der Berliner Festspiele erleben. Elf Fußball-Jugendmannschaften waren angereist und sorgten für gute Stimmung. Sie waren in elf Kurzfilmen von Student:innen der Hochschule für Film- und Fernsehen porträtiert worden. Jedes Tor im Film wurde mit Szenenapplaus bedacht und wenn jemand auf der Leinwand wieder erkannt wurde, folgten zustimmende Rufe und munteres Gekicher.

ELF MAL MORGEN war auch einer der Filme, bei denen sich die Berlinale besonders um Barrierefreiheit bemühte. Über eine App war Audiodeskription verfügbar, die Untertitel wurden als Untertitel für Hörbehinderte produziert und die Einführung wurde durch zwei Dolmetscher:innen gebärdet.

Berlinale 2024: VERBRANNTE ERDE (Scorched Earth) von Thomas Arslan

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© still: Reinhold Vorschneider / Schramm Film

Niemand schweigt so schön wie Misel Maticevic. Maticevic ist wieder Trojan, der Mann, der sich mit Raubüberfällen seinen Lebensunterhalt verdient. Trojan redet nicht, Trojan macht. Trojan arbeitet. Er beobachtet, er plant, er macht Beute. Zu Beginn von Thomas Arslans IM SCHATTEN, der auf der Berlinale 2010 Premiere hatte, war Trojan gerade aus dem Gefängnis gekommen. Derjenige für den er auf den letzten Raubzug gegangen war, verweigerte ihm nicht nur seinen Anteil, sondern machte auch noch Ärger. Trojan ließ nicht aufhalten und überfiel mit Präzision einen Geldtransporter. Trojan dachte, er sei schon mit Erfolg untergetaucht, als die Dinge außer Kontrolle gerieten. Obwohl er seine Widersacher ausschalten konnte, musste er ohne Beute fliehen, als die Polizei zu nah auf seinen Spuren waren. In VERBRANNTE ERDE ist Trojan zurück. Mehr als zehn Jahre war er verschwunden. Trojan braucht Geld und macht das, was er am besten kann.

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Berlinale 2024: MIT EINEM TIGER SCHLAFEN (SLEEPING WITH A TIGER) von Anja Salomonowitz

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© coop99 Filmproduktion

Maria Lassnig ist eine Künstlerin, die es geschafft hat, sich aus einfachsten Verhältnissen in der österreichischen Provinz mit großem Talent und viel Durchhaltevermögen ihren Weg an die Spitze des internationalen Kunstmarkts zu bahnen. Sie gilt heute als eine der wichtigsten Malerinnen des 20. Jahrhunderts und vor allem ihre provokanten "Körperbewusstseinsbilder" hängen in berühmten Museen überall auf der Welt. Dabei gelang ihr der Durchbruch erst mit fast sechzig Jahren. Das dieser Weg in einer von Männern dominierten Kunstszene alles andere als einfach war, zeigt Anja Salomonowitz in ihrem beeindruckenden Film MIT EINEM TIGER SCHLAFEN, in dem Birgit Minichmayr die Ausnahmekünstlerin Lassnig in unterschiedlichen Karriere- und Lebensphasen verkörpert. Dabei geht es aber nicht um ein klassisches Biopic über eine berühmte Persönlichkeit sondern Salomonowitz verwebt kunstvoll verschiedene Zeit- und Handlungsebenen und erschafft mit ihrer Farbgestaltung einen filmisch-artifiziellen Raum, der in seiner Sperrigkeit hervorragend zu der porträtierten Künstlerin passt.

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Berlinale 2024: SHAHID von Narges Kalhor

filmstill, eine frau mit roter jacke und gelber mütze, hinter ihr fünf männer und eine als mann verkleidete frau in traditionellen schwarzen gewändern
© Leonie Huber

Mitte der 90ger, ich war gerade neu in Berlin, habe ich auf der Berlinale den Wettbewerb konsequent gemieden. Die vielversprechenden Filme liefen im Forum. Damals wurde die Sektion noch von Ulrich Gregor geleitet und das Arsenal befand sich in Charlottenburg. Das lange Anstehen für Karten im Europacenter wurde fast immer mit überwältigenden Entdeckungen aus aller Welt belohnt. Über die Jahre, besonders aber zuletzt, hat mein Interesse am Forum dann aber immer mehr nachgelassen. Regisseure, die zuvor für das Forum gesetzt waren, zeigten ihre Filme auf einmal im Wettbewerb. Im Forum selbst: schwere Kost, die sich nur schwer einordnen ließ. Dieses Jahr scheint sich das Blatt wieder zu wenden. Der Wettbewerb kann bis jetzt nur wenig begeistern, die Perlen laufen in den Nebensektionen wie dem Forum. Eine dieser Perlen ist SHAHID.

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20.02.24 19:00

Berlinale 2024: DES TEUFELS BAD von Veronika Franz und Severin Fiala

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© Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimatfilm

Es gibt Filme, die wollen weh tun. Manchmal aus gutem Grund. Aber trotzdem nicht schön. DES TEUFELS BAD ist so ein Film. Sehr, sehr ländliches Oberösterreich, Mitte des 18. Jahrhunderts. Eine sanfte junge Frau heiratet einen bärigen, aber im Grunde ebenso sanften Mann aus dem Nachbarweiler. Dort angekommen, fühlt sie sich völlig fehl am Platz. Die Kate ist dunkel, die Schwiegermutter wuselt ihr dauernd in der Küche rum und an den Fischfang im schlammigen Fluss ist sie nicht gewöhnt. Ein Kind wünscht sie sich, aber der Ehemann mag die Ehe nicht vollziehen. Die Frau fällt in eine tiefe Depression, zu jener Zeit auch „Des Teufels Bad“ genannt. Sie betet immer mehr, aber alles wird immer schlimmer. Umgeben von einer kargen, harten Welt, geformt von dunkelstem Aberglauben und tiefstem Katholizismus, sieht sie nur einen Ausweg.

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Berlinale 2024: Pressekonferenz mit Martin Scorsese

Scorsese bei der Berlinale PK

Sichtlich erschöpft von der Anreise nach Berlin beantwortete einer der wohl berühmtesten Regisseure des US-amerikanischen Kinos, Martin Scorsese, auf einer 30-minütigen Pressekonferenz geduldig die absurdesten Fragen, z.B. nach seinem Lieblingsgericht von seiner Mutter (Lasagne) oder den 30 besten Sekunden in seinem Leben. Auch das Nachspielen einer Szene aus THE DEPARTED durch einen 20-jährigen bulgarischen Radiojournalisten konnte ihn nicht aus der Fassung bringen. Amerikanische Filmstars sind einfach einiges gewohnt. Trotzdem wäre ein moderierter Film-Talk zu solchen Anlässen wohl das bessere Format.

Heute Abend wird Martin Scorsese im Berlinale Palast der Goldene Ehrenbär verliehen. Bleibt zu hoffen, dass er bis dahin ein wenig Schlaf nachholen kann.

Berlinale 2024: PEPE von Nelson Carlos De Los Santos Arias

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© Monte & Culebra

Unhappy Hippo

Ein Nilpferd namens Pepe erinnert sich, wie seine Vorfahren aus ihrer Heimat in Namibia auf die Hazienda von Pablo Escobar gebracht wurden. Es spricht Afrikaans, Mbukushu und kann „AEIOU“ sagen und grunzen. Es ist ein sehr philosophisches Nilpferd und sinniert über sein Leben und das seiner Familie nach und darüber, warum es überhaupt sprechen kann. Spoiler: Ganz am Anfang und am Ende nochmal wird es erschossen, redet aber trotzdem weiter.

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19.02.24 19:00

Berlinale 2024: LANGUE ÉTRANGÈRE von Claire Burger

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© Les Films de Pierre

Zwei 17-jährige Mädchen, eine Französin und eine Deutsche, begegnen sich über einen von ihren Eltern organisierten Schülerinnenaustausch in Leipzig. Während die Deutsche Lena selbstbewusst, verantwortungsvoll und politisch engagiert ist, wird die schüchterne Fanny zuhause in ihrer Klasse gemobbt und flüchtet sich in ihre eigene Welt. Zunächst ist Lena sehr abweisend, aber als Fanny nach und nach scheinbar dramatische Details aus ihrem Leben preisgibt, wächst eine immer stärker werdende Nähe zwischen den beiden jungen Frauen – und eine Neugierde, sich gegenseitig auch jenseits der Sprachaustauschs zu erkunden. Die renommierte Regisseurin Claire Burger hat in LANGUE ÉTRANGÈRE eigentlich alle Zutaten zu einem richtig guten, interessanten, ungewöhnlichen Film. Aber.

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Berlinale 2024: ARCHITECTON von Victor Kossakovsky

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© 2024 Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH, Point du Jour, Les Films du Balibari

Die Bilder und die Musik von ARCHITECTON drücken einem in die Kinositze zurück. Der Blick erhebt sich über die Monolithen von Baalbek, die Drohnenkamera umkreist Häuser in einem zerstörten ukrainischen Wohnviertel, deren Wohnzimmer und Küchen wie in einem Puppenhaus freiliegen und damit ihren verletzlichen Innenraum schutzlos preisgeben, oder wir sehen in Slow Motion einen unaufhaltsamen, gewaltigen Steinschlag. Doch das Ausreizen der ästhetischen Mittel und die pompöse Musik geben dem Film auch etwas Martialisches.

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Berlinale 2024: STERBEN von Matthias Glasner

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© Jakub Bejnarowicz / Port au Prince, Schwarzweiss, Senator

Nach knapp 90 Minuten von Matthias Glasners STERBEN sitzt Tom (Lars Eidinger) mit seiner Mutter Lissy (Corinna Harfouch) am Esstisch und sagt, er verstehe jetzt, „warum wir so furchtbar sind“. Mit „wir“ meint er seine Mutter und sich selbst. Seine Mutter kommt gerade von der Waldbestattung, bei der sie die Asche ihres Mannes (Hans-Uwe Bauer) beigesetzt hat. Zum Abschied sagt sie: „Du warst einer von den Guten – danke dafür.“ Tom hat die Beerdigung verpasst, weil seinem E-Auto auf dem Weg in den Ruhewald der Strom ausgegangen ist. Mit dem Satz von Tom, der in einem aufwühlenden Gespräch zwischen Mutter und Sohn beendet, hätte STERBEN zu Ende sein können. Alles ist gesagt, was soll jetzt noch kommen?

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Berlinale 2024: REPUBLIC von Jin Jiang

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© Levo Films & Jin Jiang

Wer einen wirklich überraschenden Film über die junge Generation in China sehen möchte, sollte sich REPUBLIC von Jin Jiang nicht entgehen lassen. Anders als in westlichen Medien häufig dargestellt, gibt es vor allem in Chinas Großstädten junge Menschen, die keine Lust dazu haben, sich an die klassische Erwartungshaltung der Gesellschaft "Erfolg durch harte Arbeit" anzupassen und die vor allem im Privaten versuchen, aus dem allgegenwärtigen Konkurrenzkampf auszusteigen und einen alternativen Lebensstil jenseits von Geld, Status und Heirat zu etablieren. Genau so einen urbanen Aussteiger porträtiert Jin Jinag in seinem Dokumentarfilm REPUBLIC.

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18.02.24 19:00

Berlinale 2024: ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN von Josef Hader

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Foto: ©wega Film

Die Hoamat wird niemand los, ob Frau oder Mann: Deiner Heimat entkommst Du nicht. Josef Haders neuer Film beginnt mit dem „Hoamatgsang“, gesungen von einem Knabenchor. Die erste Strophe lautet: „Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern! Wiar a Kinderl sein Muader, a Hünderl sein Herrn.“ In ihrer Hoamat ist Andrea (Birgit Minichmayr) Polizistin. Ein ziemlich öder Job. Immerhin hat sie nette, wenn auch nicht besonders helle Kollegen. Aber Andrea hat einen Plan: Sie will zur Kripo in die Landeshauptstadt St. Pölten wechseln. Schau’n mer mal, wie ihr das gelingt.

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17.02.24 18:17

Berlinale 2024: FAVORITEN von Ruth Beckermann

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© Ruth Beckermann Filmproduktion

Auch wenn die eigene Schulzeit vielleicht schon länger zurückliegt, gibt es Lehrer, an die man sich das ganze Leben lang erinnern kann. Entweder, weil sich besonders schlimme Erinnerungen mit ihrem Namen verbunden haben oder zum Glück manchmal auch, weil es sich um ganz besondere Lehrkräfte gehandelt hat, die bereit waren, weit mehr als das Geforderte zu leisten und für die der Lehrerberuf eine Berufung darstellte. Echte Lieblingslehrer, die sich wirklich für ihre Schüler interessierten und gemeinsam mit ihnen versuchten, die Schule zu einem Ort zu machen, an dem Bildung mit Freude verbunden war. Genau so eine Ausnahmelehrerin porträtiert Ruth Beckermann in ihrem beeindruckenden Dokumentarfilm FAVORITEN.

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Berlinale 2024: HORS DU TEMPS (SUSPENDED TIME) von Olivier Assayas

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© Carole Bethuel

"Es hat eigentlich kaum Filme über Corona gegeben". Ich dachte nach, aber meine Freundin hatte recht. Mir fielen nur sehr wenige Filme ein, darunter kein einziger Spielfilm. Gemessen daran, wie die Pandemie über Jahre unseren Alltag geprägt hat, war das überraschend. Zu einer ähnlichen Erkenntnis ist auch Olivier Assayas gekommen. Gleich nach dem ersten Lockdown hatte er angefangen, seine Erfahrungen niederzuschreiben. Als dann drei Jahre später die von ihm erwarteten Pandemie-Filme ausblieben, hat er sich entschlossen, aus seinen Manuskripten HORS DU TEMPS zu machen.

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Berlinale 2024: ENGEL AUS EISEN (ANGELS OF IRON) von Thomas Brasch

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© Deutsche Kinemathek / von Viethinghoff

Für die diesjährige Retrospektive hat die Deutsche Kinemathek Schätze aus ihrem Archiv gehoben und zeigt sie in der neuesten, restaurierten Fassung. ENGEL AUS EISEN von Thomas Brasch ist dabei ein absolutes Highlight. Frisch aus der DDR in den Westen übergesiedelt, drehte der Dichter und Autor 1980 seinen ersten Film mit einer Münchner Produktionsfirma – und wurde prompt in die Reihe „Erstlingswerke“ nach Cannes eingeladen. Ein stilsicherer schwarz-weißer Film noir, der während der Berlin-Blockade 1948 spielt. Brasch setzt den blutjungen Anführer der berüchtigten Gladow-Bande (Ulrich Wesselmann) als eine deutsche Version des „eiskalten Engels“ in Szene, Hilmar Thate brilliert als vom Krieg gezeichneten ehemaligen Henker, der nun als Polizist mit Gladow gemeinsame Sache macht und die blutjunge Katharina Thalbach (damals seine Lebensgefährtin) spielt als anarchische und ausgebuffte Schmugglerin mit starken Anklängen an Jean Seberg in AUSSER ATEM alle an die Wand. Unbedingt anschauen – entweder jetzt noch auf der Berlinale oder später irgendwann.

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DORMIR DE OLHOS ABERTOS (SLEEP WITH YOUR EYES OPEN) von Nele Wohlatz

Filmstill, eine Frau steht hinter einem Aquarium und schaut auf die Fische
© Victor Juca

Ein von brasilianischer Sonne durchfluteter Film mit satten Farben kommt bei der Februar-Berlinale mehr als gelegen. Doch Obacht: DORMIR DE OLHOS ABERTOS fordert, alle Sinne müssen wach bleiben. Der Film von Nele Wohlatz folgt einer ganz eigenen Struktur. Erzählstränge werden begonnen, enden plötzlich und werden manchmal später wieder aufgenommen. Das ergibt eine erfrischende Unvorhersehbarkeit.

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16.02.24 22:15

Berlinale 2024: LA COCINA von Alonso Ruizpalacios

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© Juan Pablo Ramírez / Filmadora

Sex in der Kühlkammer, derbe Küchenschlachten und viel Klassenkampf. Der Wettbewerbsbeitrag LA COCINA von Alonso Ruizpalacios zeigt die Menschen, die in der Küche einer riesigen Fast-Food plus Hummer-Touristenfalle am Times Square schuften. Sie kommen aus allen möglichen Nationen, viele davon haben keine Papiere, aber alle haben Träume. Mitten drin: ein Liebespaar in Nöten, das sich entscheiden muss, ob es eine gemeinsame Zukunft haben will. Er (Raúl Briones Carmona) Typ manischer mexikanischer Macho mit Herz, sie (Rooney Mara) die abgeklärte Blonde, aber letztlich ebenfalls mit Herz. Die Arbeit von Küchenpersonal und Serviererinnen ist nichts für Trödler: Zack, zack, zack muss es gehen, wenn die hungrigen Touristen im Obergeschoss abgefüllt werden wollen. Geschrei, Geklapper, Flüche. Wenn der Druck sich zwischen Tortellini und defekter Soda-Maschine entlädt, kann es sehr unschön werden. Als dann auch noch Geld in der Kasse fehlt, eskaliert die Situation.

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Berlinale 2024: CUCKOO von Tilman Singer

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Foto: ©NEON

Gretchen (Hunter Schafer) hat eine Scheißzeit. Vor kurzem ist ihre Mutter gestorben und jetzt hat sie ihr Vater (Marton Csokas) aus den USA nach Europa geholt, wo sie mit ihm, ihrer Stiefmutter (Jessica Henwick) und ihrer Stiefschwester (Mila Lieu) Zeit in den bayerischen Alpen verbringen soll. Die Ferienanlage von Herrn König (Dan Stevens), die offensichtlich Stanley Kubrick und David Lynch irgendwann in den Sechzigern gemeinsam gebaut haben, soll ihr Vater neu gestalten. Gretchen findet Herrn König genau so creepy wie das seltsame Feriendorf in den Alpen, trotzdem beginnt sie an der Rezeption zu arbeiten. Neben der Trauer um ihre Mutter quälen sie auf einmal seltsame Visionen.

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Berlinale 2024: KEYKE MAHBOOBE MAN (MY FAVOURITE CAKE) von Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha

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© Hamid Janipour

Einsame ältere Witwe sucht noch einmal die Liebe. Und findet sie. Der Rest wird nicht verraten. Mit KEYKE MAHBOOBE MAN (MY FAVOURITE CAKE) ist dem iranischen Regie-Duo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha der erste echte Wettbewerbs-Hingucker gelungen: eine stilsichere Balance aus Komödie und Tragödie, oft wunderbar leicht und dann wieder bitter ernst. Der Film erzählt eine zutiefst private, anrührende und wahrhaftig wirkende Geschichte – und ist zugleich ein mutiges gesellschaftliches und politisches Statement. Diesen Brückenschlag hinzubekommen ist eine Kunst.

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Berlinale 2024: CROSSING von Levan Akin

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Das Großartige an Berlin als Austragungsort für die Berlinale ist, dass alle Filme auch immer etwas mit Berlin zu tun haben. Um welche Kultur es im Film auch geht, sie ist in dieser Stadt vertreten. So treffen bei der Premiere des Panorama-Eröffnungsfilms CROSSING türkische, georgische, LBGT+ und Film-Communities aufeinander und feiern begeistert im wunderschönen Zooplast 1 den neuen Film von Levan Akin.

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15.02.24 20:00

Berlinale 2024: SMALL THINGS LIKE THESE von Tim Mielants

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Foto: ©Shane O’Connor

Dies vorweg: Der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale ist kein Gute-Laune-Movie. Macht aber nichts, passt zum Thema. Schauplatz: Eine irische Kleinstadt Anfang der 1980er Jahre. Plot: Bill, ein stiller, aber freundlicher Kohlenhändler und Familienvater wird durch eine schockierende Begegnung in einem Nonnenkloster aus seinem ruhig dahinfließenden Alltag gerissen und mit Dämonen aus seiner Kindheit konfrontiert. Das Problem: Diese Dämonen sind katholisch, mächtig und noch sehr lebendig. Bill muss sich entscheiden, ob er gegen sie kämpfen will. Um der Dramatik das Häubchen aufzusetzen, spielt die Geschichte in der Vorweihnachtszeit. Leider stellt der Film seine – durchaus lobenswerte – Botschaft ein wenig zu sehr in den Vordergrund. Wegen eines brillanten Cillian Murphy in der Hauptrolle ist er dennoch absolut sehenswert.

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Berlinale 2024: YOAKE NO SUBETE (ALL THE LONG NIGHTS) von Shô Miyake

Filmplakat von YOAKE NO SUBETE

"Man sollte ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen". Die Einsicht der Hauptfigur Takatoshi trifft auch auf YOAKE NO SUBETE selbst zu. Im ersten Teil stellt sich bei mir schon die bekannte Berlinale-Müdigkeit ein. Erste Mitschauer:innen verlassen die Pressevorführung in Arsenal 1. Doch in der Mitte wird klar: es braucht einfach Zeit, um an das Besondere im Alltäglichen heranzufilmen. Am Ende ist es so, als ob man auf einem ruhigem Fluss langsam an Schicksalen am Ufer vorbei gefahren ist. Beim Verlassen des Kinos schauen wir schließlich mit viel Wohlwollen auf die lieb gewonnenen Filmfiguren zurück, die immer kleiner werden.

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Bevorstehende Festivals

DOK.fest München 2024

01.05.2024 - 12.05.2024

München, Deutschland

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